diese vier Hotspots. In den letzten Jahren scheint sich dieser Radius aber immer mehr zu weiten, sowohl geografisch als auch kulturell – die Rufe nach mehr Diversität werden lauter. Da lohnt es sich, einen genaueren Blick in die entlegeneren Gegenden der Welt zu werfen. In Jakarta findet beispielsweise bereits seit 2008 eine eigene Fashion Week statt, damals noch sporadisch, seit 2014 jährlich. Die Hauptstadt Indonesiens ist vielleicht nicht das, was man eine Modemetropole nennt, das hindert junge Designer aber nicht daran, sich kreativ äußerst gekonnt zu entfalten.
Das beste Beispiel dafür ist derzeit das Label NM:GRLI. Mit ihrer Debütkollektion „Method of Escapism“ beschäftigt sich Designerin Gracelyn Liauw mit der Sensibilität, die hinter der Jugendkultur in Jakarta steckt und sich oft in exzentrischen, auffälligen Outfits äußert. Mit ihrem Stil bringt sie asiatische Handwerkstechniken mit globalen Einflüssen zusammen. Konzipiert ist die Kleidung für Männer und Frauen, viele Teile können Unisex getragen werden. Hochwertige Details wie aufwändige Stickereien oder handgemachte Knöpfe werden so unaufdringlich in die modernen Silhouetten eingefügt, dass die Designerin sie gerne als versteckte Protagonisten bezeichnet, die ihren Platz in der Geschichte des Kleidungsstücks einnehmen.
Ihre eigene Geschichte als Modeschaffende begann bereits sehr früh, wie Gracelyn Liauw FAQ erzählt: „Mit 13 Jahren wusste ich, dass ich einmal in der Modewelt arbeiten möchte. Ich hatte keine Ahnung von Stoffen, hatte noch nie eine Nähmaschine angefasst, aber ich wusste, dass ich es unbedingt will. Deshalb habe ich wie verrückt gearbeitet in meinem ersten Jahr am Fashion College.“ Als modische Inspirationsquelle zählt Liauw immer schon die japanische Designerin Rei Kawakubo: „Sie ist ein Genie. Ich fühle mich so inspiriert durch ihre Sicht auf das Leben und ihr Talent, Stoffe so zu manipulieren, dass sie wie mächtige Leinwände für ihre Kunst wirken.“ Diese Lektion nahm sich die Indonesin offensichtlich zu Herzen – für die Prints ihrer Kollektion holte sie sich kreative Unterstützung vom Künstlerkollektiv Iwa-Kun, die mit farbenkräftigen Manga-Referenzen und grotesken Horrormotiven arbeiten. Ein bisschen Schock gehört in der Mode dazu, erklärt Liauw, allerdings in einem verträglichen Maß. Man soll ruhig zweimal hinsehen müssen, um alle Details wahrzunehmen, die Tragbarkeit darf dadurch aber nicht gefährdet werden. Im Moment zählt NM:GRLI zu den Finalisten des Asia Newgen Fashion Awards von Harpers Bazaar und wird bald eine weitere Kollektion präsentieren, die sich ein wenig kommerzieller ausrichten wird. „Ich bin stolz auf mich, aber nie ganz zufrieden mit meiner Arbeit“ erzählt Liauw zum Abschluss.