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Martin Horváth

Text: Carola Leitner | Fotos: Reinhard Öhner

Ali ist ein UMF, ein unbegleiteter minderjähriger Flüchtling. Er spricht 40 Sprachen, woher er kommt bleibt ungewiss, und eigentlich heißt er auch ganz anders … Der Hauptfigur in „Mohr im Hemd oder Wie ich auszog, die Welt zu retten“ kann man nicht alles glauben. Dem Autor Martin Horváth dafür umso mehr. In seinem Erstlingsroman spielt er auf mehreren Ebenen mit dem Generalvorwurf der Unglaubwürdigkeit – einem Vorurteil, dem Flüchtlinge oft begegnen. Entweder würden sie als Kriminelle oder als Opfer gesehen, so der Autor. Dieser Schwarzweiß-Malerei will er mit seinem Buch etwas entgegensetzen. Die ursprüngliche Idee, die Geschichte aus Sicht eines österreichischen Betreuers zu erzählen, funktionierte nicht. Bei der Suche nach einem geeigneten Protagonisten, der in vielen Kulturen und vielen Sprachen beheimatet ist, entstand die Figur von Ali, die gleichzeitig Erzähler und Betroffener ist. Der Stoff des Romans hat laut Horváth nach einer leichten Erzählweise verlangt. Denn eine Asylwerbergeschichte, in der die Lebensumstände und Lebensunmöglichkeiten der Flüchtlinge dargestellt werden, ist keine leichte Kost. Es ist dem Autor jedoch sprachlich wie erzählerisch gelungen, die Schwere, die der Inhalt birgt, mit einer Leichtigkeit und viel Sprachspielerei gekonnt zu umgehen – und dennoch nicht auszulassen. „Es wäre mir ein großes Anliegen, wenn das Buch einen kleinen Beitrag leisten könnte, um das Thema wieder mehr in den Fokus zu stellen – wenn vernünftig über diese Problematik diskutiert würde.“ An seinem Debüt hat er vier Jahre lang gearbeitet, inklusive Recherche, erzählt er weiter. Daneben war er, wie auch jetzt noch, als Musiker tätig. Horváth studierte Cello und Kontrabass, außerdem beherrscht er die in der Barockmusik eingesetzte Violone. Im Wiener Integrationshaus hat der 44-Jährige eine Ausbildung zum Flüchtlingsbuddy absolviert und ehrenamtlich Deutsch unterrichtet. Diese Erfahrungen seien später zu einem wichtigen Teil seiner Recherche geworden. Das Buch im Alleingang bei einem Verlag unterzubringen, blieb ohne Erfolg. Danach versuchte er sein Glück bei einer Literaturagentur, wurde prompt genommen und letztlich an die DVA vermittelt. Eine schöne Geschichte – innerhalb wie außerhalb der Buchdeckel.

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