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Thierry Mugler

Text: Auer Brigitte | Fotos: James Alcock

Klassiker entwickeln sich oftmals aus den mutigsten, kompromisslosesten Vertretern einer Ära. Als Thierry Mugler 1992 sein erstes Parfum „Angel“ präsentierte, beschritt er gleich mehrfach neue Wege und schuf damit einen der erfolgreichsten Düfte der vergangenen zwanzig Jahre. „Angel“ war das erste Parfum, das auf „essbare“ Noten – besonders auf Schokolade – in seiner Komposition setzte, der sternförmige Flakon und vor allem die blaue Farbe waren ebenso neu. Der Duft sollte an die Geborgenheit der Kindheit erinnern (und dazu anregen, so Mugler, die Trägerin am liebsten aufzuessen). 1948 in Straßburg in eine nach dem Krieg aus Linz emigrierte Familie geboren, beschreibt er seine Kindheit aufgrund der Strenge und Enge seiner Umgebung als unglücklich – bis zu dem Moment, als er das Ballett für sich entdeckte. Bis zwanzig tanzte er im Ensemble der Opéra national du Rhin und belegte nebenbei Kurse in dekorativer Kunst, entschied sich dann jedoch gegen eine weitere Karriere als Tänzer, ging stattdessen auf Reisen und dabei zwischen Indien und San Francisco völlig in der Hippie-Kultur auf. 1970 landet er in Paris, arbeitete als freiberuflicher Designer und schuf 1973 seine erste Kollektion „Café de Paris“, die völlig entgegen den floralen, formlosen Strömungen seiner Zeit auf Strenge, betonte Silhouetten und die Aura der großen Hollywood-Diven setzte. Innerhalb weniger Jahre wurde Mugler zum Superstar – gleichermaßen wegen seiner außergewöhnlichen Entwürfe, Schnitte und Materialien wie auch aufgrund seiner elaborierten Inszenierungen, mit denen er die Mode präsentierte. Gegen Ende der Neunziger zog er sich immer mehr aus der Mode zurück, „um kein Monster zu werden“, widmete sich wiederholt der Fotografie (ausgelöst durch Helmut Newton, der ihm 1978 nach einem Streit seine Kamera gab und meinte, er solle die Arbeit doch selber machen), drehte Kurz- und Werbefilme, Musikvideos für George Michael, designte und inszenierte für den Cirque du Soleil, Beyoncé, Robert Altman, ließ sich Manfred nennen und veränderte seine physische Erscheinung grundlegend. Nur seinen Parfumkreationen blieb er immer treu.

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