Wenn Plakate wie „Weihnachten mit den Paldauern“ das Stadtbild prägen, sind mehrere Sachen gewiss: Im Weihnachtskonzertprogramm muss man die Rosinen sorgfältig suchen, denn das große Jännerloch steht vor der Tür. Wenn Moneybrother mit Mastermind Anders Wedin an der Spitze am 12.12. die Bühne der Arena entern ist eines gewiss: Es darf getanzt werden. Die Mischung aus Springsteen, Soul, naivem Charisma und Einflüssen aus aller Welt ist vor allem auf der Bühne unwiderstehlich und das, was der Konzertgeher eine sichere Bank nennt. Wenn dann gegen Ende das Bühnentelefon klingelt und viele gut geölte Kehlen Wedins ersten Hit „Reconsider Me“ intonieren, dann ist das nicht nur ein Moment, in dem ein großer Song seine verdiente Ernte einfährt, sondern auch einer, in dem die Welt in Ordnung ist.
Eine große kleine Songwriterin kommt nach vielen Jahren wieder nach Wien. Tanita Tikaram drückte der Popwelt 1988 mit Songs wie „Twist in my Sobriety“ oder „Good Tradition“ ihren Stempel auf und zeichnete sich seither vor allem dadurch aus, dass sie nur Songs veröffentlichte, wenn sie etwas zu sagen hatte. Diese ehrenhafte Eigenschaft teilt sie mit Altersgenossinnen wie Tracy Chapman, Michelle Shocked oder Suzanne Vega und bewahrte sie vor dem Fluch der Mittelmäßigkeit. Ihr Auftritt im intimen Rahmen des Porgy & Bess am 21.12. könnte einer der ruhigen Höhepunkte des beginnenden Konzertwinters werden.
Ruhe ist nicht gerade die Stärke der bayerischen Hip-Hop Urgesteine Blumentopf. Vergleichbar mit Texta haben sie im Laufe ihrer Karriere schon alle Stilarten von Blasmusik bis Orchester in ihre Beats absorbiert – was sich aber nie geändert hat, sind die erdigen und grundgescheiten Texte und der Wille zum Groove. Wem Tanita Tikaram zu ruhig daherkommt, und wer es drei Tage vor dem Heiligen Abend noch einmal krachen lassen will, der ist bei Blumentopf am 21.12. im Wuk bestens aufgehoben.
Wenn die erste Ladung Vanillekipferl verdaut ist, die Geschenke ausgepackt sind und die Rituale bereits etwas zu drücken beginnen, gibt es am 25.12. mit dem Porgy & Bess einen traditionellen Fluchtpunkt. Die Herren des Kollegium Kalksburg lassen mit ihrem kreativen Wahn- und Wortwitz dem Weihnachtsblues keine Chance. Die Überschrift „Wiener Lied“ ist bei den drei Herren im mittleren Alter zwar gebräuchlich, aber eigentlich eine unzulässige Verkürzung. Wer aus „Yesterday“ einen vollkommen glaubwürdigen „Blosntee“ macht, der darf sich wohl heimisches Kulturgut, das sich aus vielen Quellen speist, nennen.
Nach dem traditionellen Jännerloch kommt der Coverstar der letzten Ausgabe, Glen Hansard, wieder nach Österreich. Nach dem ebenso restlos ausverkauften wie umjubelten Konzert in der Arena wagt er sich am 18.02. in den Glanz des Konzerthauses. Aber als weitgereister Konzertmagier wird er auch dieser Umgebung seinen Stempel aufdrücken und mit seinen Songs – angefangen beim oscargekrönten „Falling Slowly“ über alte Hits der Frames bis zu den famosen neuen Soloarbeiten – einen vermutlich vollen Saal verzücken. Die einzige Frage, die sich stellt ist, ob sich Glen Hansard an die Sperrstunde halten wird. Vermutlich nicht.