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Wechselspiele

Text: Jörg Schiffauer | Fotos: Polyfilm

Mit „Carnage“, der Verfilmung des Theaterstücks von Yasmina Reza, fügte Roman Polanski seiner großen Karriere 2011 einen weiteren veritablen Erfolg hinzu. Das dramaturgische Konzept des Kammerspiels, das sich in der schwarzen Komödie Carnage so bewährt hat, setzt Polanski auch seinem neuen Film fort. La Vénus à la fourrure (deutscher Titel: Venus im Pelz), die filmische Umsetzung eines Stücks von David Ives, das wiederum auf der zum Klassiker avancierten Novelle vom Leopold Sacher-Masoch basiert, ist völlig auf die beiden Protagonisten fokussiert. Dabei sucht der Theaterregisseur Thomas für eine zeitgenössische Dramatisierung Sacher- Masochs eine Darstellerin für die titelgebende Venus. Am Ende eines bis dahin vergeblich verlaufenden Castings erscheint schließlich noch unvermutet eine neue Anwärterin für die Rolle. Doch Vanda, eine etwas derangiert wirkende Schauspielerin, erscheint dem Regisseur schon allein wegen ihres reichlich vulgären Auftretens denkbar ungeeignet für die Rolle. Doch sie insistiert dermaßen hartnäckig, dass Thomas schließlich doch nachgibt und sie vorsprechen lässt. Und im Verlauf der Probe beginnen sich die zunächst so klar definierten Machtverhältnisse zwischen dem herrischen Spielleiter und der unterwürfigen Darstellerin umzukehren.

Mit einiger Spannung war die Uraufführung von La Vénus à la fourrure aufgrund seines durchaus brisanten Themas bei den diesjährigen Filmfestspielen von Cannes erwartet worden. Roman Polanski hat das Wechselspiel um Macht, Dominanz, Masochismus und Geschlechterrollen als launige, geschickte Stilübung inszeniert, die subtile ironische Ebenen einzustreuen versteht. Für die beiden Protagonisten fand Roman Polanski mit dem ohnehin in fast jeder Rolle großartig agierenden Mathieu Amalric und seiner Frau Emmanuelle Seignier kongeniale Darsteller. Das Spiel um Verirrungen und Verwirrungen erotischer Art bot auch Anlass, Interpretationen vorzunehmen, die La Vénus à la fourrure in Verbindung mit Roman Polanskis Biographie setzten, insbesondere Mathieu Amalric in der Rolle des Regisseurs wurde mancherorts als so etwas wie Polanskis Alter Ego aufgefasst. Doch eine solche Verknüpfung von Leben und künstlerischen Oeuvre erweist sich oftmals als eine nicht unproblematische, weil immer mit spekulativen Elementen verbundene, Sache. Roman Polanski selbst, der des Öfteren bereits den Wunsch geäußert hat, mittels seiner Arbeit und nicht seines Leben beurteilt zu werden, hat auch im Fall von La Vénus à la fourrure jeden Bezug zu seiner Person strikt zurückgewiesen.

Kinostart: 22. November 2013

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