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Im Irrgarten der Tränen

Mit ihrem neuen Album „Isa“ entdeckt die Pop-Chanson-Sängerin ZAZ die Melancholie.

Foto: Yann Orhan

Wem Isabella Geffro aka ZAZ noch kein Begriff ist, der hat mit der französischen Nouvelle-Chanson-Sängerin und bis dato fünf Studioalben durchaus einiges nachzuholen. Wenn es aber um ZAZ’ neues Album „Isa“ geht, der wird damit nicht unbedingt die repräsentativste Scheibe der 41-Jährigen zu hören bekommen. Wer sich also nach dem Energiebündel ZAZ sehnt, das die eingängigen Tracks wie „Je Veux“ (2010) oder „On Ira“ (2013) produzierte, wird beim neuen Album möglicherweise etwas enttäuscht sein. Oder auch nicht – je nachdem mit welchem Anspruch man die neue Platte von Isabella Geffroy betrachten will, die damit ja ganz dezidiert neue Bahnen einschlagen will, wie sie selbst in einem Interview sagt: „Right now, I need to be more calm, to almost withdraw. This isn’t at all what I’ve done these last ten years; it’s a paradox.“

Foto: Yann Orhan

Allein der Titel der Platte, „Isa“, leitet sich von ihrem bürgerlichen Namen ab und deutet damit auf die besonders persönliche Note hin, die die Sängerin dem Album geben wollte. Nach bald zwei Jahren Ausnahmezustand wendet sich ZAZ nämlich einem ganz neuen Ton zu, der eine tiefsinnig anmutende Melancholie in die Arrangements sowie ihre gesangliche Interpretation legt. Einzig die Single-Auskopplung „Imagine“ lässt die frühere ZAZ erkennen, was aber sogleich von den beiden Folgetracks durch eine schwebende melancholische Verträumtheit konterkariert wird. Der viel-diskutierte Feature-Track mit Till Lindemann, dem Leadsänger von Rammstein, der den bezeichnenden Titel „Le Jardin De Larmes“ („Der Garten der Tränen“) trägt, ist dabei irgendwo der Absturz der leicht träumenden Melancholie in einen etwas aus der Reihe tanzenden Weltschmerz, der von Lindemanns Stimme dabei ausreichend unterstrichen wird.

Obwohl Stücke wie „Tout-là-haut“ oder „Exister“ alleinstehend also schon einen gewissen Schwebezustand auslösen, so wartet man bis zum Ende von „Isa“ dann doch irgendwo auf die Conclusio des Ganzen. Und vor allem auf die gewisse Gänsehaut, wie sie etwa von ihrer französischen Kollegin SOKO schon seit Jahren in eben diesem Genre einer „Sweet Melancholy“ praktiziert wird. Wenn ZAZ also doch zur Melancholikerin werden will und ihre belebte Seite in den Ruhestand schickt, muss sie noch etwas an ihren Prämissen dafür arbeiten. Denn so schön das Album doch auch während des Anhörens ist, so bleibt die schlussendliche Erfüllung nach dem letzten Track auf der Strecke. Dennoch kann man es Isabelle Goffrey nach ihrer inzwischen über zehn Jahre andauernden Erfolgskarriere nicht verübeln, sich nach allen bisherigen Alben auch mal von ihrer ruhigeren Seite zeigen wollte.

ZAZ „Isa“ (Warner)

 

| | Text: Ania Gleich
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