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Which medium is the message?

Text: Michael-Franz Woels | Fotos: soundframe

„When you give people too much information, they instantly resort to pattern recognition to structure the experience. The work of the artist is to find pattern.“ Visualisten sind demnach Patternkünstler und arbeiten mit Pattern, also Mustern, im Raum. Sie versuchen Differenzräume zu erzeugen, Räume der Immersion, die man optisch wie akustisch durchtauchen kann. Der kanadische Medientheoretiker Marshall McLuhan, von dem das Eingangszitat stammt, hat in den 1960er Jahren zwischen heißen und kalten Medien unterschieden und wurde für diese duale Vereinfachung auch oft kritisiert. Doch was erzeugen Projektionskünstler, Projekteure, wenn sie für „Optical Distortion“ und „Visual Scratching“ sorgen, wie die österreichischen Vorreiter der Projektionskunst Pepi Öttl, Florian Flicker und Wolfgang Kopper ihre 360 Grad Projektionen Ende der 1980er anfänglich umschrieben? Wo lässt sich der Augenkitzel auf der McLuhanschen Medientemperaturskala ansiedeln? Sind diese Projekte panoptisch wertvoll oder ist das projizierte Image bloß eine temporäre Tapete, Deko im Club- und Veranstaltungskontext? Die Wurzeln der Projektionskunst werden in Österreich zum Teil im Substrat der Montagetechniken der Experimentalfilmkunst von Kurt Krenn oder Peter Kubelka ausgemacht. Auch das Expanded Cinema von Peter Weibel und Valie Export kann als eine Quelle der Inspiration dienen. Weiters arbeiteten Werbefilme der 1950er Jahre von Humanic und Napoli bereits mit verspielten Verquickungen von Ton und Bild. Der österreichische Wissenschafter und Schriftsteller Herbert W. Franke experimentierte Ende der 1950er Jahre als Pionier der Computerkunst mit Visualisierungen von Musik. Er stellt rückblickend fest, dass anfangs kein Interesse der Kunsthistoriker und Kunstwissenschafter an dieser neuen künstlerischen Ausdrucksform zu beobachten war. Cut. Ein Zeitsprung von zirka fünfzig Jahren: Wien wurde aufgrund der Vielfältigkeit der Visual-Szene in einer Qualitätswochenzeitung vom Ambient Cinemamacher Frederick Baker als Hauptstadt der Projektion bezeichnet. Wird sie diesem Titel immer noch gerecht? Wie kann eine piktorale Kunstsprache, die sich von der scheinbaren Beliebigkeit, der reinen Formspielerei zur Schaffung von Atmospherical Design Erlebnisbereichen in Clubs durch die Beschäftigung mit unterschiedlichen Untersuchungsgebieten und Forschungsthemen unterscheidet, aussehen? Die Künstlerin Starsky kritisiert, dass auf vielen Events politische Inhalte tabu sind. Die Veranstalter glauben dabei auf angenommene Bedürfnisse der Kunden im vorauseilenden Gehorsam reagieren zu müssen, so ihr Resümee.

„A MATTER OF …“ ist das Motto des heurigen sound:frame, des in Wien platzierten jährlichen Festivals für audiovisuelle Ausdrucksformen mit Ausstellungsprogramm, Screenings, Diskussionen und Vorträgen, Open Studios und live Performances. Die im Rahmen dieses Festivals von Gerald Moser und Eva Fischer kuratierte Ausstellung im MAK mit der Fragestellung „If this is the answer, what is the question?“ präsentiert unterschiedliche visuelle Metaphern für unsere ruhelose, entstabilisierte Zeit des Displacements. Es geht darum, „Die Ruhe im Rauschen zu finden“, um es mit den Worten des Künstlers und Kurators Gerald Moser zu sagen. Oder/und um diese Ankündigung mit einem McLuhanschen Erkenntnis-Aperçu abzuspannen: „Art is anything you can get away with.“

sound:frame 2014

A MATTER OF …

25.3. – 6.4., MAK / Künstlerhaus /

mo.ë contemporary /

Hotel am Brillantengrund

| FAQ 26 | | Text: Michael-Franz Woels | Fotos: soundframe
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