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Lebende Architekturen

Text: Michael-Franz Woels | Fotos: Archiv

Der OM-D: PHOTOGRAPHY PLAYGROUND findet heuer zum zweiten Mal in den Berliner Opernwerkstätten statt. 2013 lockte die Veranstaltung mehr als 25.000 Besucher nach Berlin Mitte. Heuer werden auf einer Fläche von 7.000 m² Installationen unter anderem von Leandro Erlich, Clemens Behr, Maser, Dean Chamberlain und Philip Beesley präsentiert. Der Argentinier Leandro Erlich ist ein Architekt des Unbestimmten, der mit Installationen fließende Räume mit unsicheren Grenzen erzeugt. Als Nachfahre von Jorge Luis Borges überführt er das phantastische Element der Literatur Borges’ in dreidimensionale Arbeiten. Außerdem finden sich Referenzen an Hitchcock oder Polanski. Die Kompositionen aus geometrischen, teils beweglichen Formen, Materialien und Farben des Berliner Künstlers Clemens Behr lassen stets neue Perspektiven entstehen. Das Interesse des studierten Grafikdesigners gilt dem Kon- und Dekonstruktivismus; aus unterschiedlichsten Fundstücken und Materialien baut er Collagen auf Zeit, kurzlebige Architektur mit komplexen Strukturen. Der Prozess beginnt mit dem Erkunden des zur Verfügung stehenden Raumes, der Farbe und Form bestimmt. Das Bemalen und Zusammenschrauben der Elemente erfolgt intuitiv, ohne Masterplan. Seine aktuelle Installation besticht durch abstrakte, kontrastierende Elemente – ein fragmentierendes Spiel mit Licht und Schatten, Hell und Dunkel. Der irische Künstler Maser sorgt des öfteren für ein optisches „Uplifting“ brachliegender Gebäude; er versucht vernachlässigte Architekturen zu beleben. In Berlin konzipiert er ein Op-Art-Labyrinth, das begehbare Ebenen mit geometrischen, grafischen Motiven verbindet und ein sinntäuschendes, hypervisuelles Erlebnis evoziert. Der in L.A. lebende Dean Chamberlain zeigt mit der Neugestaltung seines ersten Light Painting-Bildes „Polyethylene bags on chaise longue“ seine erste Installation in Deutschland; das für Berlin umgestaltete Werk wird in dieser Form erstmals der Öffentlichkeit präsentiert. Er entwickelte die besondere Technik, bei der er mit Kamera und Objekt in absoluter Dunkelheit arbeitet, 1977 als Student. Er experimentierte mit verschiedensten Motiven wie Porträts, Waldlandschaften oder Architektur, seine Sessions können bis zu fünf Stunden dauern. Er fotografiert mit extrem langen Belichtungszeiten, bewegt sich durchs Bild und erleuchtet ein Element nach dem anderen. Ein Bild wird auf diese Weise sozusagen mit Licht gemalt.

Der kanadische Künstler und Architekt Philip Beesley lehrt als Gastdozent an den großen Universitäten der Welt. Sein Interesse gilt der interaktiven Architektur, bei der Struktur und Mensch sich in einem flüssigen Dialog begegnen. Architektur bedeutet für Beesley nicht bloß das Bauen von starren Strukturen; er schafft „lebende Architekturen“ aus filigranen, verwobenen, vernetzten Materialien. Die Grenze zwischen Natur und Architektur verschwimmt. Seine letzten Arbeiten zeigen pflanzenähnliche Strukturen aus Glas, Polymeren und Metall. Durch integrierte Bewegungsmelder und Sensoren reagieren seine Installationen auf den Betrachter. Eine Reaktion löst die nächste aus, die Installationen beginnen zu leben. Auf dem OLYMPUS OM-D: PHOTOGRAPHY PLAYGROUND stellt Beesley erstmalig in Deutschland aus. Mit seinem Werk EPIPYTHE MEMBRANE, das aus über 25.000 Einzelteilen besteht, entführt er den Betrachter in eine Welt abstrakter Dimension, die die fragile Beziehung von Mensch und Umgebung erleben lässt. Die bildenen Künstler AlexandLiane, Anna Burns und Thomas Brown, die Künstlerkollektive ANTIVJ sowie Transforma, werden es den Besuchern und Besucherinnen ebenfalls erleichtern, ein Verschwimmen von Live-Performance, Kunst und Realität zu erleben.

OM-D: PHOTOGRAPHY PLAYGROUND

10. April – 25. Mai

Berliner Opernwerkstätten

Zinnowitzer Straße 9, Berlin

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