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Let us all be heroes!

Text: Michael-Franz Woels | Fotos: Impulstanz
ChrisHaring LiquidLoft, DeepDish © Chris Haring

ImPulsTanz ist längst kein weißer Fleck mehr auf der internationalen Landkarte der Tanz- und Performancewelt. Dreißig Jahre konnte die Idee eines eigenen, in Wien verankerten, Tanzfestivals nun reifen. Und ImPulsTanz wächst und wächst und bringt in seiner diesjährigen Festivalausgabe verstärkt Stücke aus Asien und Nordamerika, wie beispielsweise Enthusiasic Dance on the Grave des japanischen Butoh Tänzers und Choreografen Ko Morobushi, der bei dem legendären Butoh-Erfinder Tatsumi Hijikata lernte und in seinem Stück nicht mehr und nicht weniger als den Kern von Butoh freilegen möchte.

Die Amerikanerin Rebecca Patek thematisiert in ineter(a)nal f/ear die Vergewaltigung einer Tänzerin und den Umgang der amerikanischen Kultur im allgemeinen mit Scham, Gewalt und traumatischen Erlebnissen. Gezeigt wird das Stück im Rahmen der Reihe [8:tension] Young Choreographers’Series, die mittlerweile seit 13 Jahren Arbeiten einer neuen Choreografen-Generation ein Podium bietet. Fehlen darf heuer auch nicht die zeitgenössische, barfüßige Interpretation von Swan Lake von Dada Masilo mit ihrer The Dance Factory aus Südafrika. Der Bewegungskodex von klassischem europäischen Ballett wird mit afrikanischem Tanz gekreuzt, mit viel Witz wird das Original der Choreografen Marius Petipa und Lew Iwanow neu bearbeitet.

Mit ATLAS – mapping future talents hat ImPulsTanz eine neues Förderprogramm ins Leben gerufen. Vier Wochen lang können Choreografen und Performance-Künstler ihren Recherchearbeiten im Rahmen des Festivalkontextes nachgehen, um eigene Solo- oder Gruppenstücke zu erarbeiten. Gecoacht werden sie dabei von Philippe Riera, dem Choreograf und Gründungsmitglied von SUPERAMAS.

Der Choreograf und Tänzer Ismael Ivo, gemeinsam mit Kulturmanager Karl Regensburger Initiator des ImPulsTanz-Festivals, reist heuer mit seiner Biblioteca do Corpo, einem Ausbildungsprogramm für exzellente Tänzer und Tänzerinnen, nicht nur thematisch nach Südamerika, sondern feiert nach der Welturaufführung von Erendira im August bei ImPulsTanz die Südamerika Premiere in Sao Paulo. Neben der bewährten Programmierung mit Festivalfixsternen wie Meg Stuart, Chris Haring, Jérôme Bel, Alain Platel mit Les Ballets C de la B  und der Weltpremiere des Stückes John von Lloyd Newsons DV8 Physical Theatre, finden sich Stücke und Protagonisten, die von der Tanzwelt gerade erst entdeckt werden. Gelegenheit dazu bietet die erwähnte [8:tension] Young Choreographers’ Series, welche heuer 14 Arbeiten zeigt. Diese Stücke sind auch für den hochdotierten Prix Jardin d’Europe nominiert. Auf der Website von LIFE LONG BURNING (LLB) kann das Publikum zusätzlich virtuell abstimmen und einen Fan Award vergeben.

Neu ist außerdem eine Kooperation mit dem MUMOK. Unter dem Label A Talk Happening steht die Auseinandersetzung mit dem Wiener Aktionismus. Die mumok Kuratorin Eva Badura trifft im Gespräch auf internationale Künstler und Theoretiker, die vom Wiener Aktionismus beeinflusst wurden. Stark vertreten sind auch jüngere Choreografen wie An Kaler, Florentina Holziger oder Magdalena Chowaniec, die vor gar nicht all zu langer Zeit selbst bei [8:tension] vertreten waren.

Alterslos scheint der Choreograf und Performer Ivo Dimchev zu sein, der als Spezialist für Grenzüberschreitungen an den Rändern der zeitgenössischen Choreografie und Performance bekannt ist, und dessen Performance Fest so wie die Performance John „nicht für ein Publikum unter 18 Jahren geeignet ist“. Nicht verpassen sollte man, egal wie alt man ist, die ImPulsTanz Party am 25.7. mit Ogris Debris und die danceweb Party am 15.8., beide im Kasino am Schwarzenbergplatz. Das Motto der mittlerweile legendären ImPulsTanz festival lounge im Burgtheater Vestibül lautet heuer übrigens „Let us all be heroes“.

17. Juni – 17. August

| FAQ 28 | | Text: Michael-Franz Woels | Fotos: Impulstanz
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