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Cyberpunk

Es scheint so, als wäre über Mamoru Oshiis bahnbrechen-den Anime Ghost in the Shell aus dem Jahr 1995 bereits alles gesagt worden. Die Adaption der Manga-Vorlage von Shirow Masamune gilt gemeinhin als Science-Fiction-Meisterwerk, das nicht nur literarische Einflüsse des Cyberpunk à la William Gibson mit der Tech-Noir-Ästhetik aus Blade Runner kombinierte, sondern auch den Erfolgszug japanischer Animationsfilme im Westen mitbegründete. Die mit zahlreichen Extras ausgestattete „Collector’s Edition“ von Plaion Pictures gibt nun Gelegenheit, den atemberaubenden Look des Films zum ersten Mal in 4K-Qualität auf Blu-Ray zu erleben.

Im Japan des Jahres 2029 ist die technologische Entwicklung so weit fortgeschritten, dass der menschliche Körper komplett aus kybernetischen Teilen zusammengesetzt werden kann. Die mit einem künstlichen Cyborg-Körper ausgestattete Motoko Kusanagi arbeitet bei einer Spezialeinheit der Polizei in der fiktiven Metropole New Port City. Gemeinsam mit ihrem Team jagt sie dem mysteriösen Hacker Puppet Master hinterher, der sich in die Gehirne der Menschen einklinkt und sie so manipuliert.

Die Fragen, die der Film anhand seines futuristischen Krimiplots aufwirft, sind philosophische: Was macht uns zu Menschen? Wenn Menschen mit neuen Erinnerungen ausgestattet werden – erschafft man sie dadurch neu, oder bleiben sie dieselben? Wie viel von unserem Körper können wir ersetzen, ohne unsere Identität zu verlieren? Der Titel von Ghost in the Shell nimmt auf diese Probleme Bezug: Dass der sogennannte „Ghost“ einen irreduziblen Bewusstseinskern darstellen soll, der sich auch über wechselnde körperliche „Shells“ erhält, wird am Beispiel der Protagonistin Kusanagi in Zweifel gezogen. Auf visueller Ebene verschmilzt sie dank eines thermo-optischen Tarnanzuges häufig mit ihrer Umgebung, während sich ihr Bewusstsein immer wieder in einem virtuellen Netz aus Informationen verliert. Damit nimmt Ghost in the Shell nicht nur spätere Meilensteine wie The Matrix vorweg, sondern stellt auch gesellschaftlich tradierte Konzeptionen von sozialer bzw. sexueller Identität infrage. Das kommt beispielsweise in einer wunderbaren Szene zum Ausdruck, in der sich Polizistenkollege Batou betreten abwendet, als sich Kusanagi nach einem Tauchgang wie selbstverständlich vor ihm auszieht. Batou besitzt noch einen teils organischen Körper, während sich Kusanagi aufgrund ihrer synthetischen Zusammensetzung von ihrem Dasein als geschlechtliches Wesen weitgehend entfremdet hat.

Derart subtile Details erschließen sich nur nach mehrmaligem Sehen – sobald man einmal über die Oberfläche des Actionspektakels, als das sich der Film in erster Linie präsentiert, hinwegsieht. Am Ende haben wir mit Ghost in the Shell ein Meisterwerk des Cyberpunk vor uns, über das vielleicht doch noch nicht alles gesagt wurde.

Die Limited Collector’s Edition (4K Ultra HD + 3 Blu-Rays)beinhaltet den Original-Sound-track sowie den Manga. Als Bonusmaterial inkludiert sind u. a. das Making-of „Ghost in the Shell“, „Ghost in the Shell – Digital Works“, das Musikvideo „Saeko Higuchi – The Promise of the Future“, der Original-Trailer und zwei deutsche Synchronfassungen.

 

FAQ verlost eine Limited Collector’s Edition von „Ghost in the Shell“
Senden Sie bis 20. Juni 2023 eine E-Mail mit dem Betreff „Ghost in the Shell“ an gewinnspiel@faq-magazine.com

 

| | Text: Philip Waldner
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