Die Tradition des Kleineisengewerbes im oberösterreichischen Steyrtal lässt sich bis ins Mittelalter zurückverfolgen. Die Region war im Speziellen für seine Klingenschmiede- und Messererbetriebe bekannt, die entlang des Flusses Steyr angesiedelt waren. Die Messererproduktion konzentrierte sich auf die Zentren Steyr, Neuzeug und Steinbach an der Steyr.
Das Neuzeughammer Ambosswerk hat in den 1950er bis in die 1970er Jahre internationale Designgeschichte geschrieben. Namhafte Designer, wie Oswald Haerdtl oder Carl Auböck, haben die ehemals konventionellen Bestecke neu gestaltet und teilweise anvantgardistisch interpretiert. Das Besteck-Portfolio, das dabei entstand und international vertrieben wurde, ist einzigartig für Österreich. Die Bestecke sind in ihrer ästhetischen und handwerklichen Qualität gleichauf mit den besten Bestecken aus Skandinavien, Deutschland oder Italien. Die Ausstellung „Vom Speck B´steck zum Waffendreck“ bietet einen direkten Vergleich von Amboss Produkten mit Besteckdesigns von Arne Jacobsen, Josef Hofmann, Tapio Wirkkala und vielen anderen.
Im Kontrast zu den ästhetischen Haushaltsgeräten aus der Sammlung des Architekten Thomas Abendroth stehen die Waffenbilder von der Künstlerin Beatrix Zobl: „Sie gibt der Serie den Namen Das Ozeanische Gefühl. Es sind Arbeiten in der Tradition von Fotogrammen, einer fotografischen Technik, bei der auf lichtempfindlichen Grund Gegenstände gelegt werden, deren Schatten als Helle nach Belichtung und Entwicklung sichtbar bleiben. Die Schatten des Frauenkörpers erscheinen als helle Zonen. Das Schattenhafte bestimmt trotz der Wandlung des abwesenden Körpers ins Lichte die Bilder. Sie sind gewissermaßen Erinnerungen an ein einmal Gewesenes, Zeugen der verlorenen Gegenwart eines Abwesenden. Dieser Charakter verbindet sie mit Erfahrungen von Tod und Sterblichkeit“, so der Kunsthistoriker Gustav Schörkhofer SJ.
Die Ausstellung „Vom Speck B’steck zum Waffendreck“ findet im sogenannten Rittersaal des Dunklhof in Steyr statt. Mit seinem ruhigen Renaissance-Arkadenhof und angesichts der wenig renovierten Gebäudeteile lässt der Dunklhof Zeitschichten spürbar machen. Gebaut im späten Mittelalter, war er einst Sitz eines Gerichtshofes für Alltagsdelikte und möglicherweise auch eine Stadtburg, da es eine Verbindung vom Wohntrakt zu einem ehemaligen Stadttor gab. In den 1960er Jahren führte die Schriftstellerin Dora Dunkl einen Salon, wie ihn Steyr bis dahin noch nicht gesehen hatte. Sie war Teil literarischer Zirkel und auch mit Marlen Haushofer befreundet, deren Texte sie vortrug. Durch all diese Einflüsse hat der Dunklhof in Steyr bis heute eine sehr besondere Aura.
VOM SPECK B´STECK ZUM WAFFENDRECK
Design und Kunst und die Ambivalenz von Werkzeug und Waffen
Eine Ausstellung von Thomas Abendroth und Beatrix Zobl
Vernissage 14. September, 18 Uhr
Finissage 28. Oktober, 18 Uhr
Dunklhof / Steyr
Öffnungszeiten:
Do., Fr., So. 16-19 Uhr
Sa. 10-19 Uhr
Weitere Informationen:
https://dunklhof.at