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Band an der Grenze

Text: Günther Bus Schweiger | Fotos: Jairo Zavala

Calexico im Jahr 2015 sind eine sichere Bank. Sie sind verlässliche Headliner für mittlere Festivals und ihre ausgedehnten Tourneen sind regelmäßig ausverkauft. Ihr musikalisches Breitwandformat für Sehnsüchte aller Art ist mittlerweile so etwas wie eine eingetragene Marke, aber Joey Burns und John Convertino auf der einen Seite und Erfolg auf der anderen Seite gingen sich lange Jahre aus dem Weg. Als treue Vasallen von Howe Gelb in dessen Band Giant Sand tourten sie durch die westliche Hemisphäre und lernten mehr billige Hotelzimmer und Matratzen kennen als ihnen lieb war. Giant Sand waren an guten Tagen eine der besten Bands dieses Planeten und führten die trockene Wüstenmusik aus Tucson bis nach Europa, aber das teilweise erratische Benehmen des jungen Howe Gelb brachte die beiden Musiker auf die Idee, eine eigene Band zu formieren. Dazu gründeten sie mit Bill Elm die Friends of Dean Martinez und verschrieben sich damit der instrumentalen Vision von Elm, der mit seiner verzerrten Lap-Steel den Sound dominierte. Als sie genug vom Dasein als unbedankte Sidemen hatten und eine Zukunft mit Elm nicht mehr denkbar war, beschlossen sie, die Dinge selbst in die Hand zu nehmen. Dazu musste Joey Burns seine Singstimme finden und sich als Frontmann neu erfinden. Burns und Convertino war klar, dass sie sich nicht auf ein Genre festlegen wollten, da sie dafür einfach viel zu viel verschiedene Spielarten der Musik liebten. Joey Burns hat dafür eine mehr als einleuchtende Erklärung: „Als geborener Kalifornier, der nach Tucson zog, bin ich von der südlichen Hemisphäre geprägt, da gibt es spanische, portugiesische und natürlich einen starken katholischen Einfluss, aber natürlich gehört da auch das ganze afrikanische Erbe dazu. Als ich das alles realisierte, war mir klar, warum ich mich so zur Musik des südlichen Teils Amerikas hingezogen fühle. Es erklärt, warum ich portugiesischen Fado aus den Vierzigern oder Fünfzigern, afro-kubanische oder mexikanische Musik so liebe. Diese Sachen berühren einfach meine Ohren und mein Herz.“

Die Stadt

So wurde auch der Name Programm. Den Bandnamen entlehnten sie einer Stadt an der mexikanisch-amerikanischen Grenze, die vor allem für ihr Mariachi-Festival bekannt ist. Der Beginn war zäh, denn wieder starteten sie als Vorgruppe von Freunden wie dem großen, unvergessenen Vic Chesnutt oder Lambchop, aber mit „Black Light“ überzeugten sie die Kritiker, und das Publikum folgte. Mit diesem Konzeptalbum über die Wüste in Arizona und Nordmexiko hatten Calexico ihre Stimme und ihr Format gefunden, das ihre Arbeiten bestimmen sollte. Joey Burns perfektionierte seine trockene Stimme und die Anzahl der Mitstreiter wurde größer, aber die Verbeugung vor dem Süden Amerikas änderte sich bis heute nicht. Auch wenn schon einmal im Zugabenblock „Love Will Tear Us Apart“ vorkommen kann, die Verortung der Sounds ist klar.

Was spätestens seit „Black Light“ auffällt, ist der Einsatz des Schlagzeugs von John Convertino. Weit weg vom Klischee des Taktgebers, prägt er den unverwechselbaren Sound und verblüfft seinen Bandkollegen Burns immer wieder aufs neue: „Er hört sich dauernd alte Jazzplatten an. Seine Helden sind Max Roach, Art Blakey und Elvin Jones und es geht ihm auch um diesen Ton und diesen Stil. Er spielt nicht wie ein typischer Indierocker oder Folkie, er hat diese Jazz Sensibilität in seinem Stil. Jim White von den Dirty Three hat einen ähnlichen Zugang, aber sie sind ja auch Freunde. Unsere erste Tour durch Amerika noch als Duo war übrigens als Vorband für die Dirty Three.“ …

Vollständiger Artikel in der Printausgabe.

Calexico live: 3. November, Ahoi!Pop 2015 Musik-Festival, Posthof Linz 

4. November, Museumsquartier, Wien 

 

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