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Christian Steiffen

Text: Günther Bus Schweiger | Fotos: Manfred Pollert

Wenn Man bisher an Osnabrück dachte, dann kam einem vielleicht ein ständig höchst mittelmäßiger Fußballverein, der Erfinder der Mantelschürze oder der Technobürokrat Robin Schulz in den Sinn, der die Verwässerung der Beats zu seinem erfolgreichen Programm hat und von den Hitradios dieser Welt unterstützt wird.

Diese eher emotionslosen Assoziationen haben nun ein Ende, denn Osnabrück exportiert gerade die deutschsprachige Showsensation, das selbsternannte Bernsteinzimmer der guten Musik Christian Steiffen auch in die Nachbarländer. Die große Kunst des schamlosen Entertainments mit Brusthaar, Rüschenhemd und Haltung ist dafür geschaffen, die Grenzen der Heimat zu sprengen und zumindest den deutschen Sprachraum zu erobern. Oder wie Christian Steiffen es ausdrückt: „Die Christianisierung schreitet voran.“

Und er fing wirklich als einsamer Rufer an. Seit 2008 gondelte er von Kneipe zu Kneipe, bat den Angestellten hinter der Theke, die Playback-CD zu bedienen und lernte auf die harte Tour – und immer überzeugt von seiner Mission – sein Handwerk. Im Laufe der Zeit wurde die CD durch Martin Haseland an den Tasteninstrumenten ersetzt, der nicht nur Bandmitglied der „Angefahrenen Schulkinder“ ist, sondern auch jede Menge Erfahrung auf dem Gebiet der Tanzmusik mitbringt. Die Verschmelzung von überlebensgroßer Bühnenpersönlichkeit, der Liebe zum nicht perfekten Leben und Melodien, an denen niemand vorbeikommt, brachten Steiffen etwas ein, das heutzutage als beinahe ausgestorben gilt: einen Plattenvertrag. 2013 erschien dann „Arbeiter der Liebe“ und Songs wie „Sexualverkehr“, „Selbstmitleid“ oder „Ich hab die ganze Nacht von mir geträumt“ tauchten auf einmal in Filmen auf. Axel Ranisch nannte seinen vielgelobten Film „Ich fühl mich Disco,“ sogar nach einem Song von Christian Steiffen, der natürlich auch kurz mitspielte. „Nicht lange genug um den Film zu versemmeln,“ kommentiert der Komponist des Titelsongs.

Jetzt ist es Zeit, Abschied von der seit Jahren unveränderten Setlist zu nehmen, denn das zweite Album erscheint in diesen Tagen – es wird den eingeschlagenen Weg fortsetzen und sämtliche Genres von Rumba bis Country zitieren, um die Botschaft zu unterstützen. „Aber man muss darauf schauen, dass die Musik nicht zu innovativ und kompliziert wird, denn wenn die Melodien einfach gestrickt sind, können sie tiefer ins Unterbewusstsein eingreifen und wirkliche Veränderungen hervorbringen.“ Der Mann hat viel erlebt und weiß wovon er spricht. Sollten sie Zeuge davon werden, dass auf einmal in einem altgedienten Rockclub Polonaise getanzt wird, dann ist Christian Steiffen wahrscheinlich gerade bei der Zugabe.

Christian Steiffen: Ferien von Rock

Live: 1.Dezember Ampere/Muffatwerk, München; 2.Dezember Chelsea, Wien

| FAQ 34 | | Text: Günther Bus Schweiger | Fotos: Manfred Pollert
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