Wohin driftet die Modewelt gerade? Wenn es nach Experten geht, in die falsche Richtung. Die Wiener Designerin Susa Kreuzberger startete mit ihrer Kleidung eine kleine Rebellion in äußerst tragbarer Form.
Als die Trendforscherin Li Edelkoort dieses Jahr mit der Aussage „Fashion is dead“ die Welt schockierte, sprach sie möglicherweise die Wahrheit. Die Mode, wie wir sie kennen, wird vielleicht bald tot sein – nachtrauern sollten wir ihr nicht. Denn das Streben nach mehr Profit in immer kürzer werdenden Abständen fordert nun auch die ersten Tribute. Raf Simons legte das Zepter bei Dior nieder und auch Alber Elbaz verabschiedete sich vom Traditionshaus Lanvin. Jean Paul Gaultier und das Duo Viktor & Rolf, beide bekannt für ihre außergewöhnlichen Entwürfe und Shows, beschlossen bereits vor einiger Zeit, ihre ready-to-wear-Linien stillzulegen um sich in der Haute Couture kreativ auszutoben. Die Aussagen der Mode könnten zurzeit nicht widersprüchlicher sein. Modemagazine preisen den nächsten großen Trend an, nur um ihn einen Monat später wieder für nichtig zu erklären. Wir wollen mit Kleidung unbedingt unsere Persönlichkeit hervorheben und unsere Einzigartigkeit betonen. Doch gleichzeitig prügeln wir uns um Designerschnäppchen und schmücken uns mit Labels, nur um dazuzugehören. Das, was wir tragen, hat so große Bedeutung wie noch nie, doch gleichzeitig sind die Kleidungsstücke zu Wegwerf-Produkten verkommen. Die It-Pieces einer Saison werden zu ungewollten Ladenhütern in der nächsten. Ein Kreislauf, aus dem immer mehr Menschen bewusst aussteigen. Dass ein Kleidungsstück ein lebenslanger Begleiter sein kann, will die österreichische Designerin Susa Kreuzberger beweisen. Und mit ihrer aktuellen Herbst/Winter-Kollektion schafft sie das auch. Sie dekonstruiert die Optik alltäglicher Kleidungstücke, allerdings so geschickt, dass sie 100% tragbar und alltagstauglich bleiben. Bahnen aus schwarzem Stoff, die wirken, als ob sie über den Körper gegossen wurden, erstarrt in leichten Wellen und Drapierungen. Sie wirken harmonisch – und doch möchte man sie auf den zweiten Blick hinterfragen. Susa Kreuzberger sagt damit traditionellen Schönheitsidealen den Kampf an. Sie spielt mit Kanten, exponierten Nähten und der Deplatzierung einzelner Komponenten. Dennoch bleiben ihre Entwürfe im Fluss und wirken geradezu unbekümmert. Denn wenn es nach der Designerin geht, darf Kleidung nicht einschränken, egal ob durch Material oder Schnitt. „Keep it simple and sophisticated“, so das Motto Kreuzbergers. Für alle, die umdenken möchten – die aktuelle Kollektion gibt’s im Showroom nahe dem Naschmarkt zu sehen: Kettenbrückengasse 20, 1040 Wien.