Pablo Larraín, der sich bereits in Jackie mit der Ehefrau von John F. Kennedy einer Person der Zeitgeschichte angenommen hat, rückt in Neruda wieder eine solche Persönlichkeit in den Mittelpunkt. Wie in Jackie konzentriert sich Larraín auch hier auf einen ganz bestimmten Abschnitt im Leben der Hauptfigur. Als führender Kopf der Linken in seiner chilenischen Heimat stand der spätere Nobelpreisträger Pablo Neruda im Konflikt mit den dortigen Machthabern. Als diese im Zug des Kalten Krieges knapp nach Beendigung des Zweiten Weltkriegs immer drastischer gegen die Linke vorzugehen begannen, war sogar der populäre Neruda von der Verhaftung bedroht und musste untertauchen. Seine knapp eineinhalbe Jährige Flucht durch Chile inszeniert Larraín als groteskes Katz-und-Maus-Spiel zwischen Neruda und seinen Häschern, das ungeachtet des dramatischen Hintergrunds zusehends bizarre, tragikomische Züge annimmt. Ähnlich wie in seinem ersten Biopic nützt Larraíns Inszenierung dieses Szenario, um das Wechselspiel zwischen Mythos, Inszenierung und der realen Persönlichkeit gründlich zu hinterfragen.
Neruda
Drama/Biopic, Chile/Spanien/Argentinien/Frankreich 2016
Regie Pablo Larraín Drehbuch Guillermo Calderón
Kamera Sergio Armstrong Schnitt Hervé Schneid
Musik Federico Jusid Production Design Estefania Larraín
Mit Luis Gnecco, Gael García Bernal, Mercedes Moràn, Alfredo Castro,
Antonia Zegers, Pablo Derqui, Alejandro Goic, Jaime Vadell
Verleih Polyfilm, 107 Minuten
Kinostart 17. März