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Auf der Couch

Text: Oliver Stangl | Fotos: Armin Rudelstorfer

Liveauftritte halten den Musiker in Schwung. Er bemerkt im direkten Kontakt mit dem Publikum, was ankommt und was nicht, sieht aller Herren Länder und trainiert nebenbei auch noch Stimme und Instrument. Ah, life on the road. Die kanadische Singer-Songwriterin Chloe Charles hat bereits mehr als 500 Auftritte in Kanada, den USA und Europa absolviert – und verdient nicht nur deswegen die Bezeichnung Vollprofi. Denn die Künstlerin vereint in ihrer Person charismatische Live-Präsenz, starke Stimme und großes Songwriting-Talent. Experimentierte Charles auf ihrem Debüt-Album „Breaking the Balance“ (2012) noch auf ansprechende Weise mit Stilen wie Folk, Soul und Pop, so scheint sie sich mit „With Blindfolds On“ (2016) so richtig gefunden zu haben. Orchestra Soul Pop trifft hier auf pianobegleitete Balladen, die viel vom Innenleben der Songwriterin preisgeben. Und das scheint oftmals ebenso düster zu sein wie jenes ihres verstorbenen Landsmanns Leonard Cohen. Die Leiden der Liebe spricht Charles ebenso an wie den Schmerz über den Tod ihres Vaters („Black and White“). Herzzereißend mit seinen dunklen Synthesizer-Tönen ist „Fans“, ein Song, der das Ende einer Beziehung zum Thema hat. Zur Auflockerung streut sie dafür gelegentlich Retro-Pop wie das gut aufgelegte „Smiling“ dazwischen. Charles hat für ihre Lieder bereits mehrere Preise erhalten, darunter auch den Großen Preis beim John Lennon Songwriting Contest. Ein ebenso amüsanter wie passender Umstand, wenn man bedenkt, dass John Lennons Sohn Julian ihr Stiefbruder ist. Auch ohne Blutsverwandtschaft: Was das Talent betrifft, ist Charles den Lennons mindestens ebenbürtig. rudelstorfer.photography

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