Drei Filme des Jahres in einem: Guillermo del Toros „The Shape of Water“.
Fast ein bisschen fad, in den hymnischen Chor zu diesem Film einzustimmen, aber was bleibt einem übrig? Es ist nun einmal einer der Filme des abgelaufenen Jahres. Besser gesagt, es sind drei Filme des Jahres in einem. The Shape of Water, und damit ist sein offenes Erfolgsgeheimnis gleich vorweg benannt, ist nämlich zugleich: der herzerwärmendste Action-Blockbuster des Jahres, das originellste B-Picture des Jahres (wobei es in diesen zwei Kategorien wenig nennenswerte Konkurrenz gab) und die unkonventionellste Romanze des Jahres in Gestalt eines Retro-Märchens (hierbei konkurrenzlos).
Apropos Gestalt: „Die Gestalt des Wassers“ ist die wörtliche Übersetzung des Titels, und weil Wasser bekanntlich keine Gestalt hat, ist damit auch die Paradoxie des Films benannt, welche sich in der deutschen Zusatzzeile „Das Flüstern des Wassers“ unnötig verwischt. Die ereignisauslösende Zentralfigur in The Shape of Water ist von wundersamer Gestalt: ein Wesen aus dem Amazonasgebiet, eine Art Kreuzung aus Frosch und Mann, wobei die männlichen Anteile – das wird sich im Verlauf des Films in einer grandios-pikanten Szene erhärten – durchaus nicht gering zu schätzen sind. Eine Frau wird sich in den Froschmann verlieben und ihn quasi wach küssen, eigenartig genug, aber das Beste daran ist, dass wir es dieser Frau voll und ganz abnehmen werden. Es handelt sich um die von Sally Hawkins patent gespielte Putzfrau Elisa Esposito, in deren Tagesroutine wir gleich zu Beginn anhand der sagenhaften Musik von Alexandre Desplat hineingespült werden: in der Badewanne masturbieren, gekochte Eier als Mittagspausen-Snack zubereiten, Schuhe putzen, zur Arbeit in ein streng geheimes Forschungslabor der US-Regierung fahren und die Stechuhr füttern; dort wartet schon ihre liebenswerte Kollegin Zelda (Octavia Spencer), um sich über die Unzumutbarkeiten der Reinigungs-Branche das Maul für sie beide doppelt zu zerreißen, denn Elisa ist stumm. Nach der Arbeit fährt sie wieder nach Hause und schaut dabei sehnsuchtsvoll aus dem Zugfenster. Den Tag ausklingen lässt sie mit einem Film aus der Goldenen Hollywood-Ära. Schließlich legt sie sich ins Bett ihres verträumten Apartments, gelegen über einem klassischen Lichtspieltheater, das schon bessere Tage gesehen hat …
Oscars 2018
Bester Film: Guillermo del Toro, J. Miles Dale
Beste Regie: Guillermo del Toro
Beste Filmmusik: Alexandre Desplat
Bestes Szenenbild: Paul Denham Austerberry, Shane Vieau, Jeff Melvin