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A History of Pop

Text: Günther Bus Schweiger | Fotos: Magdalena Blaszczuk
© Magdalena Blaszczuk

Wolfgang Kos prägte das österreichische Radio lange Zeit als Verantwortlicher für die „Musicbox“ sowie als Mitbegründer der Vorzeigesendung „Diagonal“. Außerdem war er von 2003 bis 2015 Direktor des Wien Museus. In dieser Zeit machte er aus einem eher vernachlässigten Bau, den fast nur noch Schüler auf Wienwoche besuchten, einen zentralen Ort des urbanen Diskurses und etablierte so die Alltagskultur im Herzen der Stadt. Ende des vergangenen Jahres erschien das Buch „99 Songs“. Kos erzählt darin anhand ausgewählter Songs ebenso gründlich wie unterhaltsam von den Ereignissen, Stimmungen und Widersprüchen des 20. Jahrhunderts. Grund genug für ein Gespräch mit dem Vor-, Quer- und Nachdenker über die Musik, ihre Zukunft und sein abwechslungsreiches Berufsleben.

Ihr Buch „99 Songs“ behandelt das 20. Jahrhundert. Wo steht die Popmusik im weitesten Sinne heute?

An dem Gerede, dass Popmusik nur mehr die Alten interessiert und nichts weitergeht, ist nicht sehr viel dran. In Schulklassen ist Bilderbuch gegen Wanda definitiv ein Thema. Das entscheidende Alter für Popmusik ist 15, 16 oder 17. Da entwickelt man so etwas wie ein Repertoire der emotionalen Möglichkeiten, mit Popmusik umzugehen. Man wird in diesem Alter Kenner, man wird Fan, und ohne Fan zu sein, kann man sich meiner Meinung nach nicht mit Musik auseinandersetzen.

Aber ob neue Sounds auch kulturelle Bedeutung bekommen, ist eine andere Sache. Im Buch wird das im Kapitel über „The Message“ von Grandmaster Flash angesprochen. Ich war der Meinung, dass Hip-Hop eine Sache der schwarzen Amerikaner ist, ein Nischenphänomen. Dass er aber wie einst Jazz oder Rhythm and Blues ein eigenes musikalisches Vokabular entwickelt und zu einer globalen Musik wird, die 30 Jahre später von Norwegen über Vorarlberg bis Afrika noch immer relevant ist: Mit dieser Langzeitwirkung habe ich nicht gerechnet.

Ist die Begeisterung für Pop nicht eher auf Buben bezogen?

Ja, aber das war immer so. Popmusik war immer Bubenmusik. Natürlich gab es im Showbusiness Frauen, man denke nur an Bessie Smith bis hin zu den semipornografischen Videogirl-Stars, die für mich die Fortsetzung des Typus der Nachtclubsängerin darstellen. Die Popmusik in den Sechzigern war ja verkopft und auch sexistisch – siehe Rolling Stones – und es waren so gut wie keine Musikerinnen zugelassen. Für Mädchen war Popmusik kein „role model“. Auch wenn Moe Tuckers Schlagzeug bei The Velvet Underground stilprägend wurde, war sie am Anfang ein Missverständnis. Heute ist es selbstverständlich, dass Frauen Musik machen und Bands haben …

Vollständiger Artikel in der Printausgabe.

Wolfgang Kos: „99 Songs“

Wien-München. Brandstätter Verlag 2017.

EUR 39,90

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