Dieses Projekt verdankt sich einem Zufall. Am Anfang stand ein Buch, erworben an einem Tag im August 2003 in einem Freiluft-Antiquariat in Tiflis. Hinter einem grauen, eher nichts sagenden Umschlag ließen 200 Seiten in Kyrillisch die 70-jährige Architekturgeschichte des sowjetischen Georgien Revue passieren. Unter den aufgeführten Bauwerken gab es zwei Kuriosa, die sich in Tiflis befanden. Eigentlich war ich gekommen, um Präsident Schewardnadse zu interviewen. Da reichlich Zeit war, machte ich mich auf die Suche und habe die Gebäude gefunden. Erschlagen von ihrer Dimension, machte ich einige Fotos. Normalerweise enden die meisten Geschichten hier. Man bringt das fotografische Souvenir eines irgendwie exotischen Motivs mit nach Hause. Ein Abenteuer, das schal wird, sobald die Reise vorbei ist. In diesem Fall aber wurden die durch ein Buch angeregten Aufnahmen zum Grundstein eines weiteren Buches.“
Sieben Jahre lang bereist Frédéric Chaubin die ehemalige UdSSR, auf der Jagd nach utopischen Architekturschauplätzen. Vom Baltikum bis nach Tadschikistan spürt er eine Avantgarde auf, die unterschiedlicher nicht sein könnte.
Graue Plattenbauklischees und monotone Staatsarchitektur interessieren Chaubin nicht. Gebilde wie aus Science-Fiction-Filmen dafür umso mehr. An den entlegensten Winkeln dieser Erde stieß er auf Szenerien, die Filmen wie Inception oder Metropolis entstammen könnten. Es handelt sich um Bauten, die allesamt in der Zeit zwischen dem Ende der Ära Breschnew und dem Zusammenbruch der UdSSR entstanden. Unter Andropow fasste die Sowjetunion wieder Mut. Der Boden für eine neue Avantgarde war bereitet. Kühnste Architektur-Visionen entstanden. Ob es sich dabei um Genie oder Wahnsinn handelt, ist allerdings nicht immer zweifelsfrei zu klären.
Frédéric Chaubin
CCCP – Cosmic Communist Constructions Photographed
Hardcover, 26 x 34 cm, 312 Seiten.
Taschen 2011, €39,99