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HOMO FABER 2018

Text: Magdalena Blaszczuk | Fotos: Magdalena Blaszczuk
Nymphenburg

Den Namen Homo Faber trägt eine imposante Ausstellung, die der europäischen Handwerkskunst vorerst bis Ende September in Venedig gewidmet ist. Organisiert wurde die Schau von der Michelangelo Stiftung – einer internationalen Organisation, die unter anderem von Franco Cologni ins Leben gerufen wurde – und der Stiftung Giorgio Cini, einem internationalem Kulturzentrum. Gezeigt wird die hohe Kunst und das perfekte handwerkliche Können der besten Künstler, Designer und Handwerker aus ganz Europa.

Die Ausstellung wurde von einem Team bekannter Designer, Kuratoren und Architekten gestaltet und erstreckt sich auf 4000 Quadratmetern in den Räumlichkeiten der Fondazione Giorgio Cini. An Orten, die man sonst selten zu Gesicht bekommt, wird eine breite Palette von Materialien und Disziplinen präsentiert.

In einem Raum darf man die Lichtinstallation von Ingo Maurer bewundern, im nächsten imaginäre Architektur in Form einer Rauminstallation der Designerin und Architektin India Mahdavi. Das Pariser Traditionsunternehmen Maison Lesage zeigt „gleich ums Eck“ ihre Stickmuster in der Technik der Perlenstickerei, die sie seit mehr als 20 Jahren für das Haus Chanel anfertigt. Goldschmiedekunst, die für Cartier Schmuck herstellt, erfreut sich auch großem Interesse. Ein junges Fahrradlabel, das Fahrräder per Hand anfertigt ist ebenfalls zu bewundern (mehr darüber in der Printausgabe FAQ°49).

„Unser Ziel war es sowohl legendäre und weltweit anerkannte Häuser zu präsentieren als auch kleine, weniger bekannte Marken, immer aus dem Blickwinkel des Handwerks, das für deren Kulturerbe essentiell ist. Indem wir Meisterhandwerker ins Zentrum der Ausstellung rücken, sagen wir, dass wahrer Luxus viel mehr mit Vortrefflichkeit des Handwerkers und der Verfeinerung des Geschicks zu tun hat als einfach mit teuren Objekten!“ so Franco Cologni.

Discovery and Rediscovery

Während der gesamten Ausstellung haben die Besucher neben den ausgestellten Kunstobjekten die Gelegenheit die Arbeit der Handwerker vor Ort in Echtzeit mit eigenen Augen zu beobachten.

So zum Beispiel die berühmte österreichische Glas- und Lustermanufaktur Lobmeyr, die die einzigartige Technik der Kupferradgravur auf Glas in Form von Monogrammen, Ornamenten oder Meisterstücken wie handgravierten Spiegeln zeigt. Lobmeyr pflegt als letzte der europäischen Kristallerien bis heute diese Königsdisziplin der Glasgravur, in der auch die wunderbaren Bergkristallgefäße in der Kunstkammer des Wiener Kunsthistorischen Museums geschnitten wurden.

Der Sattelmacher von Hermès lässt uns bei seiner Arbeit zusehen. Bei Montblanc darf man die hohe Kunst der Herstellung eines Federhalters bewundern, manche Besucher dürfen sogar selber eine Feder schleifen, die man auch als Erinnerungsstück behalten kann. Das Nympfenburger Porzellan stellt ihre ruhige Hand in Form grossartiger Porzellanmalerei zur Schau. Und Venini, der berühmte Hersteller von Murano Glas verrät ein paar seiner Geheimnisse. Die Idee stiller Beobachter zu sein und gleichzeitig die Möglichkeit zu haben mit den europäischen Manufakturen und ihren Handwerkern in Dialog zu treten, ist ein gelungenes Konzept das Lebendigkeit und Authentizität versprüht. Der virtuelle Besuch einer Werkstatt ist ebenfalls zu empfehlen, er gibt die Möglichkeit, wenn auch nicht persönlich, in die hohe Handwerkskunst einzutauchen.

Homo Faber, ein gelungener Name für eine exclusive Veranstaltung, die am Ende nur eines will: uns an das Menschliche und ihre Kreativität erinnern und daran, dass das Handwerk ganz grosse Kunst ist, die mit Talent und Können zu tun hat, um es verdient hat, wieder wertgeschätzt werden.

Wir dürfen uns auch schon auf die Fortsetzung in zwei Jahren freuen: Auf der Biennale in Venedig wird Homo Faber „Crafting a more human future“ als Folgeprojekt stattfinden.

Homo Faber

14.-30. September 2018, Venedig

 

| | Text: Magdalena Blaszczuk | Fotos: Magdalena Blaszczuk
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