Außer man denkt an die Teenie-Clique aus der Neunziger-Jahre-Comedy Clueless, die heute Kultstatus genießt und Modehäuser wie Versace und Balenciaga noch immer inspiriert. Mode mit karitativem Aspekt, die man früher fast ausschließlich in Weltläden, umringt von Räucherstäbchenduft, kaufen konnte, hatte lange Zeit einen sehr faden Beigeschmack. Doch das ändert sich gerade, Fair Fashion ist angesagter denn je. Nicht zuletzt dank Freigeistern wie Jeanne Zizi Margot de Kroon. Nach einem abgebrochenen Jurastudium in Holland, einer kurzen Auszeit als Straßenmusikerin in Paris sowie einer Modelkarriere in New York, zog es die gebürtige Niederländerin nach Berlin, wo sie sich ihrem Philosophie-Studium widmete. „Meine Mutter war Modejournalistin und ist nun Professorin für Kunstgeschichte. Mein Vater ist Dokumentarfilmer, der sich mit der Geschichte der niederländischen Kunst des 17. Jahrhunderts beschäftigt – ich bin also in einer sehr verträumten Welt aufgewachsen“, erzählte de Kroon einst der Vogue. Heute, mit Anfang 20, hat sie ein florierendes Modelabel, das den Luxussektor gehörig umkrempelt. Denn wer hätte gedacht, dass Vintage-Materialien wie Wolldecken einmal so begehrt bei Modekennern auf der ganzen Welt sein würden? Mit ihrem Label Zazi Vintage hat es die in Berlin ansässige de Kroon bereits in alle führenden Modemagazine und Onlineshops geschafft, vom Insider-Tipp zur etablierten Luxusmarke. Luxus deshalb, weil sich die Kleider und Mäntel im Bereich zwischen 500 und 2000 Euro bewegen. Doch das hat gute Gründe.
Empowerment
Die neueste Kollektion „Yves Klein Blue in the Pink City“ könnte fast einem indischen Märchen entsprungen sein. Darin trifft das berühmte Blau auf die magische rosa Stadt Jaipur. Das Konzept von Zazi Vintage erklärt sich aber am besten anhand der Kollektion „Suzani Chapter“. Darin geht es in die Weiten Tadschikistans, durch die Traditionen Afghanistans und in die ländlichen Wüsten Indiens. Aus diesen Welten kreierte die Designerin das neue Manteldesign „Suzani“, mit handgemachten Stickereien aus Tadschikistan, Vintage-Wolldecken der mongolischen Völker und anderen Vintage-Bestandteilen, die jeden der Mäntel zum Unikat machen. Produziert werden sie in enger Zusammenarbeit mit den Saheli Women des Institute of Philantrophy and Humanitarian Development in Indien. Eine NGO, die Frauen eine Möglichkeit bietet, in ihrer Unabhängigkeit zu wachsen und frei von Unterdrückung sowie Armut zu leben. Jeder Mantel wird zugunsten eines kleinen einheimischen Mädchens kreiert und nach ihm benannt und ermöglicht die Schulbildung von einem ganzen Jahr. Ein Schritt, der einen bedeutenden Grundstein zu seiner angestrebten Unabhängigkeit bildet und den Weg zu einer Zukunft ebnen kann, die von Wohlstand statt Armut gezeichnet ist. Denn in manchen ländlichen Regionen Indiens haben Mädchen und Frauen leider immer noch keinen Anspruch auf Schulbildung. Obwohl dies eigentlich in den fundamentalen Rechten verankert ist, gelten in kleinen Dörfern veraltete, konservative Systeme, die von Männern dominiert werden …
Vollständiger Artikel in der Printausgabe.