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Text: Lena Style | Fotos: Press
Anni Albers in her weaving studio at Black Mountain College, 1937

Es gibt Menschen, die werden bereits als Künstler geboren. Anni Albers wurde in ihr Metier quasi hineingeschubst. 1899 als Annelise Fleischmann in Berlin geboren, wollte sie ursprünglich Malerin werden. Doch die Konventionen ihrer Zeit kamen dazwischen. Nachdem sie als Frau in der Kunst keine Zulassung an der Dresdner Akademie für Malerei erhielt, versuchte sie ihr Glück an der Schule für Angewandte Kunst in Hamburg, die sie nach nur zwei Monaten quittierte. Im Jahr 1922 fand sie einen Flyer für eine neue, experimentelle Schule für Kunst und Design in Weimar, in der sie sich sofort bewarb und angenommen wurde. Obwohl in dieser Schule, die sich übrigens Bauhaus nannte und deren Stil kommendes Jahr 100-jähriges Jubiläum feiert, ein etwas modernerer Wind wehte, wurden Frauen immer noch in separierte Klassen eingeteilt. Anstatt zu malen, stand für Albers in diesen „Frauenklassen“ Töpfern, Buchbinden und schließlich auch das Weben auf dem Stundenplan. Letzteres, so erwähnte sie einst, kam ihr zu „weibisch“ vor. Im Jahr 1949 sollte dieses weibische Handwerk wohlgemerkt dafür sorgen, dass ihr als erste Textilkünstlerin eine Solo-Ausstellung im New Yorker Museum of Modern Art gewidmet wurde. Heute, 24 Jahre nach ihrem Tod, wird Albers erneut diese Ehre zuteil. Das Londoner Museum Tate Modern widmet ihrem Lebenswerk noch bis 27. Jänner 2019 eine umfangreiche Ausstellung.

Geschichte einer Vorreiterin

Die Ausstellung zeigt neben textilen Schlüsselwerken auch Raumteiler, Muster, Stoffe sowie Prints und widmet sich auch ihren Essays „On Designing“ sowie „On Weaving“, die sie in den fünfziger und sechziger Jahren verfasste. Darin reflektierte sie die Webkunst als historisches Vermächtnis und globales Phänomen, verflochten mit Traditionen aus Afrika, Asien und Amerika, Jahrtausende alt und doch zeitgemäß. Thematisiert wird natürlich auch ihre Rolle aus Vorreiterin, Visionärin und stilbildende Vertreterin des Bauhaus. Die Schuljahre an dieser Weimarer Schule waren stilprägend für Albers, aber auch für den Bauhaus-Stil im Allgemeinen. Hier lernte sie ihren Ehemann, den Lehrer Josef Albers kennen, mit dem sie bis an sein Lebensende verheiratet blieb. Auch ein anderer Lehrer fungierte als wichtige Figur in der Karriere der Textilkünstlerin: Künstler Paul Klee, der sie Farbtheorie lehrte und den sie „wie einen Gott verehrte“, so Fox Weber, Vorstand der Josef und Anni Albers Foundation …

Vollständiger Artikel in der Printausgabe.


Die Ausstellung „Anni Albers“ ist noch bis 27. Jänner 2019 in der Tate Modern zu sehen.

www.tate.org.uk

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