Startseite » Future Trip

Future Trip

Text: Oliver Stangl | Fotos: Gestalten Verlag
Infiniti, Prototype 9, Foto: Infiniti Motors Co. Ltd, The Current, gestalten 2018

Dass die Verbrennungsmotoren in den nächsten Jahrzehnten von strombetriebenen Fahrzeugen abgelöst werden, gilt als ausgemachte Sache. Der Strom kommt allerdings noch immer nicht einfach aus der Steckdose, Fragen nach Lebensdauer und Entsorgung von Akkus sind legitim und auch der Energieaufwand bei der Herstellung von Batterien ist kein kleiner. An der Optimierung von Energiegewinnung wird allerdings ständig gearbeitet, und E-Mobilität könnte entscheidend zur Verbesserung der Luftqualität im urbanen Raum beitragen – von der Reduzierung akustischer Umweltverschmutzung ganz zu schweigen. Elektrische Motorräder, E-Fahrräder und Hybriden sind gerade dabei, so richtig hip zu werden, und der Markt wird von zahlreichen Produzenten umkämpft.

Der deutsche Die Gestalten Verlag nimmt sich mit „The Current. New Wheels for the Post-Petrol Age“ nun der elektrischen Fortbewegung in Zeiten von Klimawandel und überfüllten Städten an: Im Zentrum von „The Current“ – ein Wortspiel, das „Strom“ ebenso bedeuten kann wie „aktuell“ – stehen dabei außergewöhnliche Fahrzeuge, die Prototypen ebenso umfassen wie bereits erhältliche Modelle (die unterhaltsam-informativen Texte stammen vom Mobilitätsexperten Mathias Jahn).

Zunächst gibt es eine spannende, vom Journalisten und Motorrad-Historiker Paul D’Orleans geschriebene, Einführung zur Genese der E-Mobilität: Michael Faradays Grundlagenarbeit aus dem Jahr 1821 wird ebenso gewürdigt wie Gustave Trouvé, der 1881 das erste elektrische Fortbewegungsmittel konstruierte (ein Dreirad). Während E-Mobilität also schon früh eine Option war und es immer wieder vereinzelte Vorstöße in diese Richtung gab, entschied sich das 20. Jahrhundert jedoch ganz eindeutig für den Verbrennungsmotor. Doch spätestens ab den 1990er Jahren wurden die Anstrengungen in Sachen Elektro-Fortbewegung wieder verstärkt; 1999 veröffentlichte Honda das erste Hybrid-Auto. Die Entwicklung verlief seither rasant – neue Batterie-Technologien, stärkere E-Motoren, 3D-Printing und zahlreiche Communities auf Social-Media trugen zur elektronischen Revolution bei.

Konzepte und Konkretes

Der Schwerpunkt im Buch liegt zwar am Zweirad, doch haben es auch spannende Autos ins Buch geschafft: Etwa der Bollinger B1, der weltweit erste Sport Utility Truck. Die Entstehung des gerade in Vorproduktion befindlichen Fahrzeugs verdankt sich dem Willen von Erfinder Robert Bollinger, der eigentlich nur ein geländetaugliches Elektroauto für seine Farm kaufen wollte. Doch da es auf dem Markt weit und breit nichts in dieser Richtung zu kaufen gab, entwarf der studierte Industriedesigner einfach selbst, was er brauchte. Simplizität und Nutzen werden hier groß geschrieben: Die Rücksitze können seitlich weggeklappt werden, um einer Ladung mit maximal 124 cm Platz zu machen, im Armaturenbrett gibt es eine tunnelartige Öffnung, mit der man theoretisch einen Segelmasten transportieren könnte. Doch auch die Höchstgeschwindigkeit des B1, der optisch an einen Defender erinnert, ist mit 204 km/h bei einem Gesamtgewicht von 1800 kg beachtlich.

Nicht auf Transport, sondern auf pures Fahrvergnügen setzt der Retro-Grand-Prix-Rennwagen Prototype 9 des zu Nissan gehörenden Unternehmens Infiniti: 120 Kilowatt sorgen hier für eine Höchstgeschwindigkeit von 170 km/h. Die Idee zum Auto stammt von Alfonso Albaisa, Infinitis Senior Vice President in Sachen Design. Albaisa wollte wissen, wie wohl ein japanischer Sportrennwagen der dreißiger oder vierziger Jahre ausgesehen hätte und entwarf eine Skizze. Als Spielerei gedacht, begeisterte der Entwurf Albaisas Kollegen derart, dass sich gleich das gesamte Team an die Realisierung machte. Das Cockpit wurde in schwarzes Leder gefasst, das Blech per Hand gehämmert, die Instrumentenanzeige bewusst simplifiziert. Die Batterie erlaubt es, 20 Minuten mit Höchstgeschwindigkeit über die Rennbahn zu brettern. Retro-Futurismus at its best …

Vollständiger Artikel in der Printausgabe.

 

| FAQ 50 | | Text: Oliver Stangl | Fotos: Gestalten Verlag
Share