Seit der Gründung des Labels Rudolf im Jahr 2014 hat die Modewelt einen spürbaren Wandel durchlebt. Durch negative Schlagzeilen und besorgniserregende Umweltberichte begannen Konsumenten ein immer größeres Bewusstsein für nachhaltige Kleidung zu entwickeln. Die beiden Wienerinnen Antonia Maedel und Lisa Mladek waren auf diesem Gebiet also Vorreiter. Auf Kurzzeittrends wurde verständlicherweise von Anfang an nicht eingegangen – Schlichtheit und Qualität, auch jenseits der gängigen Kleidergrößen stehen für sie an oberster Stelle. Viele Schnitte bleiben permanent im Sortiment und ändern je nach Saison ihr Aussehen durch neue Farbe oder Materialien. Das Besondere am Konzept des Labels ist aber ihr Engagement für mehr Regionalität. Produziert wird nämlich nur in Wien bzw. in einem Umkreis von rund 150 km von Wien entfernt.
Viel lokaler kann man als Modelabel heutzutage nicht agieren, zumal durch die Niedriglohnpolitik in Ländern wie Indien, China oder Vietnam viele Marken diesen Schritt gar nicht erst in Erwägung ziehen. Maedel und Mladek kämpften anfangs natürlich mit einigen Schwierigkeiten: „Es war nicht einfach, sich diese Produzenten zusammen zu suchen. Wir haben viele Produktionsstätten besucht und viele Kilometer gemacht! Es ist ein kontinuierlicher Prozess weitere Partner kennenzulernen. Besonders interessant ist es herauszufinden, welche Betriebe es hier noch gibt, was sie produzieren und wie wir das in unsere Kollektion aufnehmen können.“ Preislich befinden sich die Kleidungsstücke von Rudolf aber trotzdem im leistbaren Bereich, was zeigt: Es muss nicht immer der einfache Weg sein. Für die zeitlosen Entwürfe wird ausschließlich Rohgarn aus Naturfaser zugekauft, entweder recycelt oder in Bio-Qualität. Das Garn wird rein pflanzlich gefärbt und weiterverarbeitet. Aber Nachhaltigkeit, so erklären die beiden, ist kein Prozess, der irgendwann aufhört, sondern entwickelt sich ständig weiter: „Natürlich wäre es am nachhaltigsten, keine neuen Produkte zu schaffen. Wenn man sich aber dafür entscheidet, sollte man darauf achten so wenig Umweltbelastung wie möglich zu schaffen. Sei es durch CO2, Wasser- oder Energieverbrauch, sowohl pre- als auch post consumer. Ein Produkt muss für uns am Lebensende komplett biologisch abbaubar sein. Das heißt, dass wir versuchen weder im Produkt noch in der Verpackung Plastik zu verwenden.“ Stoff- und Strickweste wandern übrigens auch nicht einfach in den Mülleimer, sondern werden zu Details wie Fransen oder Gürteln verarbeitet.
Bleibt eigentlich nur noch ein Geheimnis offen: Wo kommt eigentlich der Rudolf her? „Ursprünglich war der Name von unseren Großvätern und Lisas Vater inspiriert. Wir haben das nun weitergesponnen und nehmen berühmte Rudolfs als Namenspatron der verschiedenen Kollektionen – wie zum Beispiel Rudolf von Habsburg oder Rudolf Nurejew.“ Ein bisschen international darf es dann also doch sein.