44 Jahre ist es her, seit Patti Smith ihr Debütalbum Horses veröffentlichte, ein Album, das nicht nur für einen Erstling verblüffend kraftvoll und selbstsicher, sondern auch in seiner Wirkung ein Genre-sprengender Wegweiser war. Mit seiner grenzüberschreitenden Mischung aus Sixties-Rock’n’Roll, kratzigem Punk-Spirit und Smith’s visionären Texten hat es Generationen von Musikerinnen und Musikern beeinflusst – und tut dies, noch genauso frisch und intensiv klingend wie damals, bis heute. Aus Smiths persönlicher Sicht hat es eine lange Karriere eingeläutet, die sie weiterhin Festivals headlinen und Tourneen ausverkaufen lässt und ihr den Status der „Godmother of Punk“ eingebracht hat.
Nicht dass der 72-jährigen Smith solche Dinge wichtig wären: „Man hat mir schon so viele Schildchen und Bezeichnungen umgehängt. Mal war ich angesagt, mal war ich out, und es ist mir egal: Ich mache einfach meine Arbeit“, sagt sie im Telefongespräch –Smith ist gerade in New York – über ihr neuestes Projekt. Es handelt sich dabei um eine poetische Klanglandschaft, die die Versuche des französischen Dramatikers und Dichters Antonin Artaud, seine Heroinsucht mittels eines schamanischen Meskalin-Rituals in einem entlegenen mexikanischen Canyon der 1930er zu kurieren, musikalisch kartografiert.
Patti Smith © Frank Stefanko, 1976
Das ist wohl an allen Standards gemessen ziemlich speziell. Doch Smith hat sich noch nie darum bemüht, Hits zu landen oder Berühmtheit um der Berühmtheit Willen zu erlangen – wenngleich sie 1978 mit ihrem zeitlosen Klassiker Because the Night, ihrer neu verhandelten Version eines Bruce-Springsteen-Songs, in den Top 5 der UK-Charts landete und im Jahr darauf ihr kommerziellstes Album Wave folgen ließ, das mit Dancing Barefoot eines ihrer beliebtesten Stücke hervorbrachte. 1980 schon kehrte sie der Pop-Welt den Rücken, heiratete den MC5-Gitarristen Fred „Sonic“ Smith und verließ ihr geliebtes New York, um in Michigan zwei Kinder, Jackson und Jesse, großzuziehen. Beinahe eine Dekade lang veröffentlichte sie keine neue Musik …
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Übersetzung: Jakob Dibold