Das Modelabel wurde Anfang der neunziger Jahre von der Italienerin Consuelo Castiglioni gegründet. Eigentlich war Marni nur als junge Zweitlinie des Pelzunternehmens ihres Vaters gedacht. Seit den fünfziger Jahren führte dieser erfolgreich die Modemarke „Ciwifurs“, die bis heute existiert. Aber Tochter Consuelo traute sich mehr. Die Pelzentwürfe, die anfangs noch sehr schlicht und traditionell verarbeitet waren, wurden bald mutiger und ausgefallener – ein modischer Aufschrei in diesem Jahrzehnt, sogar im bunten Italien. Sie arbeitete mit ungefütterten, rasierten und zum Teil in schreienden Farben gefärbten Pelzen. Consuelo Castiglioni überraschte das traditionsreiche Italien damit mit aufregenden Mustern und modernen Farben – bis heute stellt das den Grundstein der Marni-Ästhetik dar. Dem immerwährenden Wandel der Zeit ist aber auch die italienische Modewelt unterworfen. Deshalb werden seit dem Jahr 1999 keine Pelzentwürfe mehr gezeigt, farbenfroh blieb es aber durchgehend. Mit spannenden Muster- und Materialmixturen schwamm Marni seit seiner Entstehung gegen den Strom. Trends wie der in den Neunzigern aufkeimende Minimalismus gingen stillschweigend an der Chefdesignerin vorbei.
Vielleicht gerade deswegen kann man das Label heute definitiv als Kult bezeichnen. Ungewöhnliche Formen, spannende Muster und mutiger Materialmix machen die Fashion Shows jede Saison aufs Neue zu den spannendsten Terminen im Mode-Kalender. Manche der Handtaschen, die mittlerweile neben Parfums und Schmuck das Sortiment vollenden, sind bereits begehrte Sammlerstücke. Die Marke war, wie in der italienischen Modelandschaft durchwegs üblich, bislang ein Familienunternehmen durch und durch. Den Namen entlehnte Consuelo Castiglioni von ihrer Schwester, die Marni hieß. Die Kinder Carolina und Giovanni unterstützten ihre Mutter bereits seit Jahren. Ende 2016 wurde allerdings bekannt, dass sich die Familie Castiglioni komplett von der Modemarke zurückziehen wird. Als neuer Kreativdirektor folgte der italienische Designer Francesco Risso, der zuvor für ein weiteres italienisches Kultlabel tätig war – Prada. Der Coup ging zum Glück auf: Marni zählt seitdem weiterhin zu den erfolgreichsten Modelabels des Landes und hat nichts an Witz und Farbe verloren. Die Verweise auf zeitgenössische Kunst, die man in vielen Kollektionen seitdem beobachtet, ließen Marni dann auch noch am Radar junger Kunstliebhaber aufscheinen.