Die 1980 geborene Judith Schalansky hat Kunstgeschichte sowie Kommunikationsdesign studiert und bereits mehrere Bücher veröffentlicht. Die Gestaltung ihrer Werke übernimmt sie gerne selbst. Ihr „Atlas der abgelegenen Inseln“ erhielt den 1. Preis der Stiftung Buchkunst und galt 2009 als schönstes deutsches Buch. Auch die „Giraffe“ wurde von der Autorin gestaltet und bietet bibliophile Fadenheftung, Leineneinband sowie schöne Schwarzweiß-Abbildungen. Schalansky selbst klassifiziert das Buch als Bildungsromat das Buch als Bildungsroman. Ein Begriff, der bei Verwendung kaum auf höhere Verkaufszahlen hoffen lässt. Der Definition zufolge wird also die Entwicklung der Hauptfigur vorgeführt. Das vorgegebene Muster wird umgekehrt, da die standhafte Weigerung von Inge Lohmark, sich zu verändern, kaum als Entwicklung verstanden werden kann. Wobei man als Leser jedoch fast vergisst, dass es in der Geschichte um die Biologielehrerin Lohmark, um mehr geht als nur das Auffrischen von biologischem Schulwissen und Naturgesetzen. Dass einem dabei manchmal etwas langweilig wird, wenn gar zu viel Wissen breitgetreten wird, erinnert womöglich an die eigene Schulzeit. Manche Sätze wiederum entlohnen den Leser und nehmen sich heraus für sich zu stehen. Denn die lose Handlung allein macht dieses Buch nicht zu dem, was es dem Leser sein kann. Immer wieder werden naturwissenschaftliche Gleich- oder Gegengewichte herangezogen – um abzulenken vom eigentlichen (Un)Geschehen. „Von wegen Liebesheirat. Organismen, die zur Kreuzung gezwungen wurden. Zwangsheirat war das. Obst und Gemüse. Es war geradezu unsittlich.“ Empathie existiert nicht, für niemanden. So finden sich auch nur wenige eingestreute Hinweise im unaufgeregten Nacheinander des alltäglichen Lebens, die auf das Ende vorbereiten. Der zerbröselnde Schulalltag mit den quälenden Individuen, die lieblose Privatheit, die in einer abwesenden Tochter und kaum wahrnehmbaren Ehemann keinen Höhepunkt erfährt, das Leben als Gesamtes missverstanden und entglitten. Lohmark selbst zählt zu den Härtefällen, zu den Auerochsen und anderen ausgestorbenen Tieren. Tier sein, Pflanze sein. Keine Gefühle kennen. „Meinhard war schon merkwürdig. Keinerlei Bartwuchs. Aber Haare in den Ohren. Wenn Rehböcke zu spät kastriert werden, wächst ihnen eine Perücke anstelle des Geweihs.“ Der Beobachtungsposten wird nicht verlassen.
Die 1980 geborene Judith Schalansky hat Kunstgeschichte sowie Kommunikationsdesign studiert und bereits mehrere Bücher veröffentlicht. Die Gestaltung ihrer Werke übernimmt sie gerne selbst. Ihr „Atlas der abgelegenen Inseln“ erhielt den 1. Preis der Stiftung Buchkunst und galt 2009 als schönstes deutsches Buch. Auch die „Giraffe“ wurde von der Autorin gestaltet und bietet bibliophile Fadenheftung, Leineneinband sowie schöne Schwarzweiß-Abbildungen. Schalansky selbst klassifiziert das Buch als Bildungsroman. Ein Begriff, der bei Verwendung kaum auf höhere Verkaufszahlen hoffen lässt. Der Definition zufolge wird also die Entwicklung der Hauptfigur vorgeführt. Das vorgegebene Muster wird umgekehrt, da die standhafte Weigerung von Inge Lohmark, sich zu verändern, kaum als Entwicklung verstanden werden kann. Wobei man als Leser jedoch fast vergisst, dass es in der Geschichte um die Biologielehrerin Lohmark, um mehr geht als nur das Auffrischen von biologischem Schulwissen und Naturgesetzen. Dass einem dabei manchmal etwas langweilig wird, wenn gar zu viel Wissen breitgetreten wird, erinnert womöglich an die eigene Schulzeit. Manche Sätze wiederum entlohnen den Leser und nehmen sich heraus für sich zu stehen. Denn die lose Handlung allein macht dieses Buch nicht zu dem, was es dem Leser sein kann. Immer wieder werden naturwissenschaftliche Gleich- oder Gegengewichte herangezogen – um abzulenken vom eigentlichen (Un)Geschehen. „Von wegen Liebesheirat. Organismen, die zur Kreuzung gezwungen wurden. Zwangsheirat war das. Obst und Gemüse. Es war geradezu unsittlich.“ Empathie existiert nicht, für niemanden. So finden sich auch nur wenige eingestreute Hinweise im unaufgeregten Nacheinander des alltäglichen Lebens, die auf das Ende vorbereiten. Der zerbröselnde Schulalltag mit den quälenden Individuen, die lieblose Privatheit, die in einer abwesenden Tochter und kaum wahrnehmbaren Ehemann keinen Höhepunkt erfährt, das Leben als Gesamtes missverstanden und entglitten. Lohmark selbst zählt zu den Härtefällen, zu den Auerochsen und anderen ausgestorbenen Tieren. Tier sein, Pflanze sein. Keine Gefühle kennen. „Meinhard war schon merkwürdig. Keinerlei Bartwuchs. Aber Haare in den Ohren. Wenn Rehböcke zu spät kastriert werden, wächst ihnen eine Perücke anstelle des Geweihs.“ Der Beobachtungsposten wird nicht verlassen.