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Reiche Beute

Text: Bert Rebhandl | Fotos: Viennale
Space Dogs, Elsa Kremser, Levin Peter, AT/D 2019

Die Zeit, als die Menschen noch vom Jagen und Sammeln lebten, ist lange vorbei. Inzwischen bekommt man kaum noch etwas auf den Tisch, was nicht mehrfach be- und verarbeitet wurde. Es gibt aber noch eine Tätigkeit, die auf die Anfänge der menschlichen Zivilisation zurückverweist: das Suchen nach Pilzen. In Österreich handelt es sich dabei meist um eine Freizeitbeschäftigung, ein Hobby, das für manche eine Leidenschaft ist. In Rumänien hingegen leben viele Menschen davon, wie der Dokumentarfilm Olanda von Bernd Schoch zeigt. In den großen Waldgebieten machen sich in der Saison zahlreiche Familien auf die Jagd nach den Früchten der Erde: Pilze, aber auch Beeren, werden kübelweise geerntet und dann an Zwischenhändler verkauft, von denen sie auf den Weg gebracht werden, nicht selten nach Österreich, Deutschland oder in die Niederlande. Schoch zeigt eine ursprüngliche Ökonomie, die sich in einem Winkel Europas noch erstaunlich ungebrochen erhalten hat. Zwar gibt es auch hier längst Genehmigungen und Papierkram, die verwaltete Welt lässt sich nicht ausschließen. Aber für die Sammler, zumeist Menschen aus der ökonomisch wie sozial häufig diskriminierten Rom-Minderheit, geht es entscheidend um die Frage: Was gibt die Erde her? Wird es ein gutes Jahr oder ein schlechtes?

Gewisse Parallelen zu der Tätigkeit einer Viennale-Direktorin liegen nahe. Eva Sangiorgi kuratiert zum zweiten Mal das Festival. Anders als die Erwerbssammler in Rumänien kann sie jedoch aus dem Vollen schöpfen. Die Weltkinematographie wird mit jedem Jahr reichhaltiger und vielfältiger, da reicht es nicht, einfach zu zeigen, was aus irgendeinem Grund gefällt. Der Anspruch an ein Festival wie die Viennale ist mehr denn je, dass das Programm auch ein Profil hat – sozusagen eine Interpretation der Bilderflut, die sich Tag für Tag auf den Festivals in aller Welt, inzwischen aber auch auf vielen anderen Kanälen zeigt.

Soweit das Programm bis Redaktionsschluss schon vorlag, wird deutlich erkennbar, dass Sangiorgi offensichtlich vorhat, diese Arbeit der Interpretation gebührend hervorzuheben. Die Viennale bekommt eine neue Struktur, die ein bisschen weniger traditionell ist. Bisher gab es in der Regel eine lange Liste mit Spielfilmen, eine lange Liste mit Dokumentarfilmen, dazu gab es Tributes und Specials, und die Retro. Bei Sangiorgi klingt das künftig ein bisschen wissenschaftlicher: Die Spezialprogramme heißen künftig Monografien, Kinematografien und Historiografien. Hinter den Monografien verbirgt sich das, was früher Tributes hieß: Würdigungen bedeutender Filmkünstlerinnen und -künstler der Gegenwart, von denen dann Miniretrospektiven laufen. Die vier Namen für 2019 sind in jedem Fall gut gemischt und spannend: Angela Schanelec aus Deutschland wird mit ihrem neuen Film Ich war zuhause, aber endlich als eine der wichtigsten Stimmen des europäischen Kinos erkannt, aber wegen ihrer ausgeprägten Ästhetik, die körperbewussten Ausdruck mit erzählerischem Mut zur Lücke verbindet, auch immer noch leidenschaftlich abgelehnt. Dazu kommen der Franzose Pierre Creton, der mit seinem ländlichen Kino eine spannende Gegenposition zu Olanda entwickelt, die Portugiesin Sílvia das Fadas (die ein vielschichtiges, essayistisches Kino macht), und der Tunesier Ala Eddine Slim, der zwischen der aktuellen Politik seines nordafrikanischen Landes und visionären Entwürfen changiert …

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24. Oktober bis 6. November

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