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Der Exportschlager

Text: Günther Bus Schweiger | Fotos: Magdalena Blaszczuk
© Magdalena Blaszczuk

Als sich 2016 „Heite grob ma Tote aus“ langsam den Weg in Richtung erster Hit bahnte, da gab es viele, die Voodoo Jürgens schnell auf die Liste der One-Hit-Wonder setzten. Denn wie kann man mit dieser Stimme und dem schon fast historischen Strizzilook der Siebziger mehr als einen Abdruck in der Poplandschaft hinterlassen? Experten irren sich oft und gern, vor allem wenn sie im Fall von Voodoo Jürgens nicht alle Songs gehört haben und es damals schon klar war, dass da einer ein Auge für Geschichten, für Schicksale, für Momente hatte, das ziemlich einmalig war und noch immer ist. Und natürlich hatten die Besserwisser vergessen, dass der Mann schon eine Unzahl von Konzerten abseits der medialen Wahrnehmung gespielt hatte und sich schon so etwas wie ein Stammpublikum erspielt hatte.

Auf seinem zweiten Album „’S klane Glückspiel“ präsentiert er sich nun endgültig als Meister der Beobachtung und Chronist der heimischen Seelen. Zusammen mit seiner famosen Band, der „Ansa Panier“, entwickelt er auch eine originäre Umsetzung seiner Geschichten. Kurz vor dem Start der Tournee, die ihn von Ansbach bis Zürich führen wird und die man sich als Triumphzug vorstellen darf, trafen wir Voodoo Jürgens zum Interview.

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FAQ: Für die erste Platte hat man alle Zeit der Welt, für die zweite gibt es entschieden mehr Druck und meistens weniger Zeit. Wie ging es dir damit?

Er gab eine Phase während der ersten Platte, in der mir das Schreiben irrsinnig getaugt hat und auch viel aufgegangen ist. Ich kann mich noch erinnern, dass ich es schade gefunden habe, dass Konzerte zu spielen waren, weil ich so im Schreibmodus war. Wir waren dann lange unterwegs und ich habe nebenher Sachen aufgeschrieben, aber es hat lange gedauert bis ich wieder umgeschaltet habe. Da muss man auch sich selber die Zeit geben, aber es kommt dann schon zurück.

Wenn wir unterwegs sind, dann will ich mich auf die Konzerte konzentrieren. Klar denke ich nach, wenn ich im Auto sitze, aber das sind dann nur Fragmente, auf die ich später zurückgreife. Im Hotelzimmer schreibe ich nicht.

FAQ: Auf der neuen Platte „’S klane Glücksspiel“ fällt musikalisch auf, dass die Gitarre teilweise überhaupt nicht mehr vorkommt.

Es kommt aus der Überlegung, mich freier zu machen für die Konzerte. Durch die inzwischen große Besetzung muss man sich auch die Frage stellen, wo man reduzieren kann. Ich bin kein Freund davon, dass unnötig herumgedudelt wird, und da war die Gitarre bald einmal das erste Opfer. Wenn die Gitarre auftaucht, dann dominiert sie auch den Song, aber bei Bandnummern spiele ich wenig.

FAQ: Einer der ganz großen Songs ist für mich „2l Eistee“. Eine Beo-bachtung eines Buben wird zur Sozialreportage und zeigt, was ein Song alles kann. Gibt es da einen Hintergrund?

Es vermischen sich eigene Erfahrungen mit Beobachtungen von Kindern. Meine Mutter hat mir immer ein Pausenbrot gemacht, es hat dann aber Kinder gegeben, die ein Sackl Chips gehabt haben. Da hat man gewusst, dass die 10 oder 20 Schilling mitbekommen haben und dann kaufen sie sich natürlich so einen Blödsinn.

FAQ: Du hast mit deiner Band vor gar nicht langer Zeit eine Tour mit Liedern von Ludwig Hirsch gespielt. Wie kam das zustande?

Es war nicht meine Idee. Das ehemalige Management von Ludwig Hirsch ist an mich herangetreten, weil das Jubiläum 40 Jahre „Dunkelgraue Lieder“ anstand, und sie haben mich gebeten, das zu machen. Ich habe unter der Voraussetzung zugesagt, dass ich aussuchen kann, was ich spiele. „Komm großer schwarzer Vogel“ war zum Beispiel nicht dabei, was auch kritisiert worden ist. Aber für mich hat es von der Stimmung her keinen Sinn gemacht. Wir haben zwar beide eine Melancholie in den Liedern, aber das war nicht meine. Wir haben auch an der Musik herumgedreht und es war eine gute Lektion, um als Band zu wachsen. Und am Ende war es ein gemeinsamer Entschluss, losgelöst von meinen Texten an Liedern zu arbeiten.

FAQ: War Ludwig Hirsch der Soundtrack deiner Kindheit?

Nicht wirklich, ich habe ihn später einmal entdeckt, aber wenn man solche Konzerte vorbereitet, hört man sich wirklich jede Platte an …

Lesen Sie das vollständige Interview in der Printausgabe FAQ 55 

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Voodoo Jürgens, ’S klane Glücksspiel (Lotterlabel / Sony)

Live:

10. Dezember – München Kongresshalle

11. Dezember – Linz Posthof; 

12. Dezember – St. Pölten Cinema Paradiso

13. Dezember – Graz Orpheum

20. Dezember – Ebensee Kino

22. Jänner 2020 – Zürich Bogen F

 

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