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A Beautiful Day

Text: Pamela Jahn | Fotos: Constantin Film

Noch bevor dieser Film seine Augen ganz aufgeschlagen hat, spürt man bereits die Last, die auf ihm liegt. Unheimlich ist die Stimmung, düster der Blick, mit dem sich You Were Never Really Here (der im Original A Beautiful Day heißt) von der ersten bis zur letzten Einstellung konsequent an der Grenze zur Halluzination bewegt und gleichzeitig so brutal in die Gegenwart einbricht, wie es überhaupt nur wenigen Genrestücken dieser Tage gelingt. Die Perspektive ist gänzlich nach innen gerichtet ist, um die Wunden auf der Seele nach außen zu stülpen, im Rückgriff auf eine Flut verdrängter Missbrauchserinnerungen, die nie zur Ruhe kommen, nie völlig begriffen werden, während rohe Gewalt und der Schmerz der Vergangenheit die fragmentarische Handlung gnadenlos vorantreiben.

Getragen wird diese unendliche Last von Joaquin Phoenix in der Rolle des Killers Joe, der die 13-jährige Tochter eines Politikers aus einem Kinderprostitutionsring befreien soll. Mit der Statur eines Bulldozers schleppt sich der gebrochene Kriegsveteran durch seinen unkonventionellen Alltag als renommierter Auftragsmörder. Die Erschöpfung, der Schweiß, die Narben stehen ihm ins Gesicht geschrieben. Wenn er mordet, dann mit einem Hammer aus dem Baumarkt, denn Joe ist ein schlichter Mensch, der die Dinge gerne einfach hält, ob privat oder geschäftlich. Zu Hause kümmert er sich liebevoll um seine gebrechliche Mutter und wenn er mal wieder kurz davor steht, den Verstand zu verlieren, zieht er sich rasch eine Plastiktüte über den Kopf, um die bestürzenden Bilder zu verdrängen, die Tag und Nacht in seinem Kopf kursieren. Aber auch das unkonventionelle Mordwerkzeug dient ihm dazu, Ausgleich zu schaffen: Bruchstückhafte Rückblenden deuten an, dass seine Art zu töten mit einem Kindheitstrauma zusammenhängt, das er nicht zu überwinden weiß …

Vollständiger Artikel in der Printausgabe.

 

A Beautiful Day / You Were Never Really Here

Drama, Mystery, Thriller. USA/Großbritannien/Frankreich 2017

Regie, Drehbuch Lynne Ramsay Kamera Thomas Townend

Schnitt Joe Bini Musik Jonny Greenwood Production Design Tim Grimes Kostüm Malgosia Turzanska

Mit Joaquin Phoenix, Ekaterina Samsonov, Alex Manette, John Doman, Judith Roberts

Verleih Constantin Film, 90 Minuten

Kinostart 27. April

| FAQ 46 | | Text: Pamela Jahn | Fotos: Constantin Film
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