Im Jardin d’Acclimatation, im Garten der Anpassung, im Bois de Boulogne in Paris, einem der größten Stadtparks der Welt, wurde im Oktober das jüngste „Classical Galleries are passe“-Projekt des kanadischen Star-Architekten Frank Gehry eröffnet. Und wie bei Werken von Gehry zu erwarten, wirkt dieses Museumsgebäude im Auftrag der Fondation Louis Vuitton alles andere als angepasst. An einem Ort, wo sich einst während des Absolutismus im Morgengrauen französische Gentilshommes mit Pistolen und Degen duellierten, buhlt nun das von einem ehemaligen Palmenhaus inspirierte Frank-Gehry-Gebäude um absolute Aufmerksamkeit. Die segelartig um den Kern des Museums angeordneten Glasverbauten – Gehry nennt diese abstrakte Grand Palais-Agglutination „Glaswolke“ – vermitteln ein Gefühl von Härte und Kälte, gleichzeitig aber auch ein Gefühl der absoluten Widerspiegelungen und Verführungen. Eine solch absolute Architektur stiehlt naturgemäß allem Angrenzenden die Show. So gab es schon im Zuge der Planung des Bauvorhabens den Einwand, das Gebäude hebe sich zu sehr von seiner Umgebung ab. Im Jahr 2007 wurde sogar versucht, den Bau durch Klageerhebung zu verhindern. Die Klage wurde allerdings abgewiesen. Diese Art von Kritik ist für Frank Gehry nichts Neues und sie wird meist im Nachhinein durch absolut positive Effekte relativiert, etwa die Aufwertung des Images der Umgebung oder die Anziehungskraft von Seiten des Kulturtourismus. Eine spezielle Kontroverse jedoch dreht sich nicht um das Gebäude selbst, sondern um den Auftraggeber des 140-Millionen-Projekts, Bernard Arnault, dem Generaldirektor des Konzerns LVMH Moët Hennessy Louis Vuitton, der sein Vermögen mit dem Vertrieb von Luxusgütern gemacht hat. Hier scheint die Kritik zuzutreffen, dass Gehry, auch wenn er oft einfache Materialien verwendet, ein Luxusarchitekt ist (einen guten Einblick in Frank Gehrys „Gedankengebäude“ liefert die Dokumentation Sketches of Frank Gehry von Sydney Pollack). Im Museumsgebäude der Stiftung Louis Vuitton wurde zum Beispiel etwa doppelt so viel Eisen wie im benachbarten Eiffelturm verbaut. Dieses noch „heiße“ Eisen der Kunstwelt wird dann, wenn sich die mediale Hitzewelle um dieses neue Pariser Landmark einmal gelegt haben wird, in 50 Jahren in den Besitz der Stadt übergehen, da es auf einem Grundstück der Municipalité steht. Man kann dieses gläserne Riesending somit auch als Luxusgeschenk von LVMH und Bernard Arnault an Paris auffassen. Die Bespielung der elf Galerieräumlichkeiten mit Kunstwerken kommentiert der Architekt Frank Gehry an die Kuratorin Suzanne Pagé gerichtet: „I made the violin, she has to learn how to play it.“