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Anja Salomonowitz

Das Interesse für gesellschaftspolitisch brisante Themen ist bereits in den ersten Kurzfilmen der Filmregisseurin und Drehbuchautorin Anja Salomonowitz evident. Darin werden binationale Ehen, Rassismus, Partisaninnen und Partisanen sowie die österreichische Einwanderungspolitik verhandelt. 1976 in Wien geboren, studierte Salomonowitz zuerst Theater-, Film- und Medienwissenschaft sowie Kunstgeschichte, wechselte jedoch bald auf die Filmakademie (Regie und Schnitt), besuchte daraufhin die Film- und Fernsehhochschule Konrad Wolf in Potsdam-Babelsberg und assistierte unter anderem Ulrich Seidl und Lisl Ponger.

Ihre Filmsprache ist geprägt von einem Formalismus, der vor allem im Feld des Dokumentarischen eine Besonderheit ist und seit ihrem ersten Langprojekt Das wirst du nie verstehen (2003) für Aufsehen sorgt. Dieser Film widmet sich der Erinnerung dreier Frauen aus Salomonowitz’ Familie, ihren so unterschiedlichen Leben während des 2. Weltkriegs und verbindet persönliche mit kollektiver Erfahrung. Drei Jahre später erhielt sie für Kurz davor ist es passiert zahlreiche internationale Auszeichnungen und hinterfragt noch stärker die üblichen filmischen Darstellungsweisen: Geschichten vom Frauenhandel Betroffener werden durch unbeteiligte Laien gesprochen. Ein Vorgehen, das die Filmemacherin als „Untersuchung der Realität anhand einer These“ beschreibt.

Auf der Berlinale hatte nun Salomonowitz’ erster Spielfilm Spanien Premiere, der auch die Diagonale eröffnen wird. Das Drehbuch ist in Zusammenarbeit mit dem Schriftsteller Dimitré Dinev entstanden und behandelt ein dicht gewebtes Beziehungsgeflecht symbolisch überhöhter Figuren zwischen Suche und Süchten: Sava ist auf seiner Flucht von Moldawien nach Spanien versehentlich in Österreich gelandet und trifft auf Magdalena, die die Scheidung von ihrem bei der Fremdenpolizei arbeitenden Ex-Mann noch nicht verarbeitet hat.

Ihr nächstes Projekt ist wiederum ein Dokumentarfilm: Die 727 Tage ohne Karamo wird ein Plädoyer gegen das Fremdenrecht.

| FAQ 16 | | Text: Auer Brigitte
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