Mit Once gelang Regisseur John Carney 2006 ein veritabler Überraschungserfolg. Die kleine Independent-Produktion um die zarte Liebesgeschichte eines Straßenmusikers und einer tschechischen Pianistin, die in sich zufällig in Dublin über den Weg laufen, entwickelte sich zu von einem Festival-Geheimtipp – der etwa beim Sundance Festival ausgezeichnet wurde – zum internationalen Publikumsliebling. Dass die in der Musikszene angesiedelte Geschichte als besonders stimmig und authentisch empfunden wurde, lag nicht zuletzt daran, dass Carney, der selbst einige Jahre als Bassist in der Rockformation The Frames gespielt hatte, seinen ehemaligen Bandkollegen Glen Hansard für die Hauptrolle gewinnen konnte. Der Musikszene ist John Carney auch in seinem neuen Film Begin Again treu geblieben, wiederum sind es zwei unterschiedliche Charaktere, deren zunächst zufällige Begegnung ihr Leben verändert. Ein desillusionierter und ausgebrannter Musikmanager namens Dan findet mit Gretta nach langer Zeit endlich wieder ein Talent, das ihm den Erfolg zurückbringen könnte. Doch die Britin begegnet ihm zunächst mit Misstrauen, außerdem hat sie ohnehin vor, New York am nächsten Tag zu verlassen und in ihre Heimat zurückzukehren. Doch Dan präsentiert ihr einen außergewöhnlichen Plan, nämlich jeden Song an einem anderen bekannten Platz der Stadt – wie Chinatown oder dem Empire State Building – aufzunehmen. Gretta lässt sich überzeugen und auf das Abenteuer ein. Dass sich John Carney durch den Erfolg von Once einen Namen machen konnte, lässt sich schon daran erkennen, dass er für Begin Again mit Mark Ruffalo und Keira Knightley zwei ganz große Namen für die Hauptrollen zur Verfügung hatte. Den Score steuerte Gregg Alexander, Mastermind der New Radicals, bei.
Mit einem realen Kapitel der Musikgeschichte setzt sich hingegen Clint Eastwoods neue Regiearbeit auseinander. Basierend auf einem Musical, das 2005 am Broadway uraufgeführt wurde und danach internationale Erfolge feierte, beleuchtet Jersey Boys den Karriereverlauf der Four Seasons. Der Band um Frontmann Frankie Valli gelangen in den sechziger Jahren mit „Sherry“, „Walk Like a Man“ oder „Rag Doll“ einige Nummer-Eins-Hits in den USA, ehe ihre Laufbahn in den siebziger Jahren stetig nach unten verlief. Clint Eastwood, der sich mit seinem vielschichtigen Werk als Schauspieler und Regisseur über die Jahrzehnte hinweg den Status einer Ikone des US-amerikanischen Kinos erarbeiten konnte, hat die Inszenierung der biografisch angehauchten Musical-Adaption übernommen. Zumindest musikalisch betritt Eastwood damit eher Neuland, hatte er doch 1988 mit Bird ein Biopic über den legendären Jazzer Charlie Parker in Szene gesetzt.
Zu den umtriebigsten Filmemachern der Gegenwart zählt mit Sicherheit Luc Besson. Besson, der sich zu Beginn seiner Karriere mit formal eigenwilligen , originellen Filmen wie Le Dernier Combat, Subway oder Nikita als innovativer Regisseur etablieren konnte, hat sich in jüngerer Vergangenheit verstärkt auf seine Arbeit als Produzent verlegt, um seine Vorliebe für stilisiertes Actionkino mit Filmen wie The Transporter oder Taxi samt den unvermeidlichen Sequels umzusetzen. Ökonomisch damit ziemlich erfolgreich, war das Œuvre des Luc Besson künstlerisch dabei nicht nur von Glanzlichtern geprägt. Für Lucy hat Besson jedoch wieder selbst die Spielleitung übernommen und gleich einmal mit Scarlett Johansson besetzungstechnisch einen echten Coup landen können. In der Rolle der Titelheldin wird sie von dem in Taipeh herrschenden Gangstersyndikat gezwungen, eine Ladung Drogen in ihrem Körper per Bodypack zu schmuggeln. Doch als die Droge versehentlich in ihren Organismus gerät, erleidet Lucy keinen Schaden – sie verfügt im Gegenteil über besondere physische und mentale Fähigkeiten, die sie zu einer wahren Kampfmaschine mutieren lassen. Und sie nützt ihre neuen Superkräfte um mit ihren Widersachern abzurechnen.
Kelly Reichardt zählt zu den spannendsten Regisseurinnen des gegenwärtigen US-amerikanischen Independent-Kinos, die jene Seiten der Vereinigten Staaten zeigen, die abseits des „American Dream“ zu finden sind. Reichardts ebenso berührender wie eindringlicher Wendy and Lucy – mit einer wunderbaren Michelle Williams in der Rolle einer obdachlosen Frau, der als einziger Halt im Leben ihre treue Hündin geblieben ist – steht dafür als glänzendes Beispiel. Im Mittelpunkt ihres neuen Film Night Moves stehen zwei junge Menschen – gespielt von Jesse Eisenberg und Dakota Fanning – die sich für den Schutz und die Erhaltung der Natur umsetzen. Weil sie ihr Engagement jedoch nicht für entsprechend wirkungsvoll halten, entschließen sie sich, ein drastisches Zeichen zu setzen: Gemeinsam mit einem Veteranen der U.S. Army wollen sie einen Staudamm sprengen. Doch das Unterfangen läuft nicht so reibungslos wie geplant ab und führt zu Spannungen innerhalb des Trios, die eine Rückkehr in die Normalität unmöglich machen. Kühl und präzise, in betont ruhigen Bildern zeigt Reichardt anhand ihrer Protagonisten zunächst, wie der Frust über erfolgloses politisches Engagement zu Radikalisierung bis hin zum Einsatz von Gewalt führt. Die Folgen dieser Radikalisierung macht Night Moves in der zweiten Hälfte deutlich, in dem Reichardts Inszenierung eine geschickte Wende hin zum psychologischen Thriller vollzieht.
Nicht versäumen sollte man die Retrospektive des Filmmuseums ab dem 29. August, „Land of the Dead“ Horrorfilme 1968–1987. Die Filmauswahl bietet eine einzigartige Gelegenheit, stilbildende Meilensteine des Genres wieder einmal auf der Kinoleinwand zu erleben. George A. Romeros Night of the Living Dead und Dawn of the Dead, John Carpenters Halloween, Roman Polanskis Rosemary’s Baby, Tobe Hoopers The Texas Chainsaw Massacre oder Kathryn Bigelows Near Dark sind nur einige der Meisterwerke, die im Rahmen dieser wunderbaren Retro gezeigt werden.
Jersey Boys
Kinostart 1. August
Lucy
Kinostart 14. August
Night Moves
Kinostart 29. August
Can a Song Save Your Life? /Begin Again
Kinostart 29. August
Österreichisches Filmmuseum
Land of the Dead
Horrorfilme 1968–1987