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Being Nick Cage

Nicolas Cage ist mehr als ein Star – er ist eine Naturgewalt. Da ist es nur passend, dass er sich in einer neuen Meta-Actionkomödie gleich selbst spielt. Ehrerbietung trifft auf Augenzwinkern.

Versucht man, Nicolas Cages Karriere zu beschreiben, kommt man einfach nicht um Extreme herum: Der Mann hat höchste Höhen erlebt und tiefste Tiefen durchwandert. 1964 in eine italoamerikanische Familie hineingeboren, kam Cage schon in jungen Jahren mit dem Kino in Berühung – kein Wunder, verweist sein Geburtsname Nicolas Kim Coppola doch darauf, dass er der Neffe des legendären Godfather-Regisseurs Francis Ford Coppola ist. Als junger Wilder machte sich Cage sehr schnell mit seinem ebenso intensiven wie vielseitigen Schauspiel einen Namen (Apropos Name: Seinen Nom de Guerre nahm er an, um zu verdeutlichen, dass er nicht vom Onkel abhängig ist).

Stellte er mit Rollen in Peggy Sue Got Married (1986, R: Francis Ford Coppola) oder Raising Arizona (1987, R: Joel Coen) komödiantisches Talent unter Beweis, kam der eigentliche Durchbruch mit David Lynchs Wild at Heart (1990), der bei den Filmfestpielen in Cannes mit dem Hauptpreis ausgezeichnet wurde. Cages Performance als rebellischer Krimineller mit Schlangenlederjacke sollte sein Image für längere Zeit festlegen: wild, unvorhersehbar, ein wenig abgründig und – wie schon erwähnt – intensiv. 1996 erhielt er den Oscar als Bester Hauptdarsteller im Außenseiterdrama Leaving Las Vegas (R: Mike Figgis) – in der Rolle eines Mannes, der sich bewusst zu Tode säuft, konnte er alle mimischen Register ziehen. Danach folgte eine kommerziell überaus erfolgreiche Phase als Actionheld in Testosteron-Blockbustern wie The Rock (1996, R: Jerry Bruckheimer), Con Air (1997, R: Simon West), Face/Off (1997, R: John Woo) oder Gone in 60 Seconds (2000, R: Dominic Sena). 2003 gab es für die Gestaltung seiner subtil-humorvollen Doppelrolle in Adaptation (R: Spike Jonze) eine weitere Oscarnominierung.

Nicht zuletzt sein Privatleben trug in Kombination mit oftmals wenig dezenten Toupets dazu bei, dass Cage von weiten Teilen der Öffentlichkeit als eine jener verrückt-exzentrischen Charaktere gesehen wurde, die er so exzellent zu verkörpern verstand: So heiratete der Elvis-Fan etwa 2004 Lisa Marie Presley – bloß, um sich nur vier Monate später wieder von ihr zu trennen; einen Sohn aus einer anderen Ehe nannte er nach dem kryptonischen Namen Supermans, Kal-El; als Haustier hält er sich eine Krähe. Und die goldenen Jahre währten nicht ewig: Obwohl er eine ganze Weile unter den Top 10 der Hollywood-Bestverdiener zu finden war, geriet Cage in Geldnot, was u. a. dazu führte, dass er ein erworbenes Schloss in Deutschland wieder abstoßen musste. Seit über einem Jahrzehnt tritt der Schauspieler (wohl aus Gründen des schnellen Dollars) hauptsächlich in Direct-to-DVD-Ware auf.

Unter jeder Menge Trash (seine Filmografie umfasst mittlerweile über 100 Filme) finden sich dabei aber auch immer wieder Preziosen, in denen er zeigen kann, was in ihm steckt. Die neue Actionkomödie The Unbearable Weight of Massive Talent haben ihm Tom Gormican und Kevin Etten auf den Leib geschneidert. Ähnlich wie im herrlichen Van-Damme-Metafilm JCVD (2008, R: Mabrouk El Mechri) steht Cage hier selbst im Mittelpunkt: Darin nimmt der verschuldete Nick Cage, dem gute Rollenangebote fehlen und der sich aus dem Schauspielberuf zurückziehen will, die Einladung zur Geburtstagsfeier eines mexikanischen Milliardärs und fanatischen Cage-Fans nach Mallorca an – der Beginn einer leidenschaftlichen Bromance. Blöd nur, dass dieser Javi (Pedro Pascal) gleichzeitig auch ein internationaler Waffen- und Drogenschieber ist. Dies führt nämlich dazu, dass Cage von der CIA als Informant rekrutiert wird und sich bald als Real-Life-Actionheld verdingen muss. Die Folge ist eine überdrehte Action-Komödie, die sich vor der Legende Cage und seiner facettenreichen Filmografie verneigt; erste Kritiken feiern dabei sowohl Cages selbstironische Darstellung als auch die spektakulären Stunts. Klingt schwer nach einem Film, den man nicht verpassen sollte.

 

Massive Talent / The Unbearable Weight of Massive Talent
Action-Komödie, USA 2022 – Regie: Tom Gormican
Mit: Nicolas Cage, Pedro Pascal, Tiffany Haddish, Neil Patrick Harris
Verleih: Constantin Film, 105 Minuten
Filmstart: 16. Juni 2022

 

| | Text: Oliver Stangl
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