Robert Mapplethorpe, das scheint auch bei aller posthumer Nobilitierung und Kanonisierung durch die Kunstgeschichtsschreibung immer noch ein Synonym für Skandal zu sein: Umkämpfte Ausstellungen, konfiszierte Publikationen, Vorwürfe der Obszönität, ja der Pornografie, durchziehen seine Werksgeschichte, die, oberflächlich betrachtet, durch ein exzessives Privatleben gerahmt wird. Ein Ruf, den man, auch in seiner Markttauglichkeit, nicht hätte besser erfinden können; eine Vorstellung, die weit über den Tod dieses vielschichtigen Künstlers hinaus wirksam ist. Mapplethorpe – und die beiden hier vorgestellten Bände machen das sehr deutlich – muss uns aber vor allem als Innovator der Fotografie gelten, der mit radikalen Mitteln der Perfektion und dem Ideal zustrebt. Die große thematische Vielfalt seiner stark formal geprägten, sensualistisch akzentuierten Arbeiten ließe sich unter dem dehnbaren Begriff der Erotik fassen. Aus dem Spannungsverhältnis zwischen dem Bewusstsein für historische Referenzen und dem Vorantreiben eines kühlen, gegenwärtigen Settings lässt er aus dem Stillen das Kontroversielle hervortreten. Insbesondere in der vergleichenden Lektüre lassen sein gestrenges, in schwarz-weiß gehaltenes „Black Book“ und die farbenfrohen, posthum veröffentlichten „Flowers“ diese Schlussfolgerung zu. Bei der Betrachtung der statuengleichen Posen, der Körpersegmente und fokussierten Glieder einerseits, der fotografischen Fragmentierung und dramatischen Inszenierung floraler Pracht andererseits, wird auf die vorsätzliche Ästhetisierung ebenso hingewiesen wie auf die nicht minder absichtliche Austauschbarkeit: Die Körper scheinen den Blumen zu ähneln, in der schillernden Schönheit der Blätter vermeinen wir menschliche Formen zu erkennen. Doch die glatten Körper und Strukturen verheißen bei aller Präzision und Verführung immer auch bereits Vergänglichkeit und Verlust.
Robert Mapplethorpe, das scheint auch bei aller posthumer Nobilitierung und Kanonisierung durch die Kunstgeschichtsschreibung immer noch ein Synonym für Skandal zu sein: Umkämpfte Ausstellungen, konfiszierte Publikationen, Vorwürfe der Obszönität, ja der Pornografie, durchziehen seine Werksgeschichte, die, oberflächlich betrachtet, durch ein exzessives Privatleben gerahmt wird. Ein Ruf, den man, auch in seiner Markttauglichkeit, nicht hätte besser erfinden können; eine Vorstellung, die weit über den Tod dieses vielschichtigen Künstlers hinaus wirksam ist. Mapplethorpe – und die beiden hier vorgestellten Bände machen das sehr deutlich – muss uns aber vor allem als Innovator der Fotografie gelten, der mit radikalen Mitteln der Perfektion und dem Ideal zustrebt. Die große thematische Vielfalt seiner stark formal geprägten, sensualistisch akzentuierten Arbeiten ließe sich unter dem dehnbaren Begriff der Erotik fassen. Aus dem Spannungsverhältnis zwischen dem Bewusstsein für historische Referenzen und dem Vorantreiben eines kühlen, gegenwärtigen Settings lässt er aus dem Stillen das Kontroversielle hervortreten. Insbesondere in der vergleichenden Lektüre lassen sein gestrenges, in schwarz-weiß gehaltenes „Black Book“ und die farbenfrohen, posthum veröffentlichten „Flowers“ diese Schlussfolgerung zu. Bei der Betrachtung der statuengleichen Posen, der Körpersegmente und fokussierten Glieder einerseits, der fotografischen Fragmentierung und dramatischen Inszenierung floraler Pracht andererseits, wird auf die vorsätzliche Ästhetisierung ebenso hingewiesen wie auf die nicht minder absichtliche Austauschbarkeit: Die Körper scheinen den Blumen zu ähneln, in der schillernden Schönheit der Blätter vermeinen wir menschliche Formen zu erkennen. Doch die glatten Körper und Strukturen verheißen bei aller Präzision und Verführung immer auch bereits Vergänglichkeit und Verlust.