Zeig mir deinen Arbeitsmantel und ich sag dir wer du bist: Die österreichische Designerin Pia Bauernberger fertigt Arbeitsmäntel, die so charakterstark wie ihre Besitzer sind.
Für manche ist er unverzichtbar. Sehr bald trägt er Spuren von unseren Vorlieben und Gewohnheiten. Dennoch muss er uns Tag für Tag schützen und nützlich zur Seite stehen. Die Rede ist vom Arbeitsmantel, der vor allem in handwerklichen und kreativen Berufsfeldern Gebrauch findet. Merkwürdig eigentlich, dass gerade er ein standardisiertes Kleidungsstück und in manchen Berufsfeldern gar nicht vorhanden ist. Oder haben Sie schon einmal von einem Arbeitsmantel für eine Foto-Restauratorin gehört? Oder einer Illustratorin? Und vor allem, wie würden diese überhaupt aussehen? Fragen, die sich die österreichische Designerin Pia Bauernberger auch gestellt haben dürfte. Denn seit zwei Jahren füllt sie mit ihrem Projekt A Character’s Coat genau diese Lücke am Modefirmament. Sie scheint damit den Nerv der Zeit getroffen zu haben. Denn Arbeit wird heutzutage immer stärker als Selbstverwirklichung gesehen, lässt die Grenzen zum Privaten mehr und mehr verschwimmen und entwickelt sich damit zur emotionalen Angelegenheit. Da trifft ein personalisierter Arbeitsmantel, der den täglichen Arbeitsbedürfnissen nachkommt, und noch dazu gut aussieht, natürlich voll ins Schwarze. Um herauszufinden, welche Bedürfnisse das genau sind, nimmt sich die Designerin deshalb besonders viel Zeit. Jeder Arbeitsmantel, der von der jungen Österreicherin angefertigt wird, reflektiert die Arbeitsweisen und –materialien sowie die Arbeitsplätze seines Besitzers. Dass dies auf großen Anklang stößt, sieht man, denn A Character’s Coat hat sich seit 2015 bereits soweit etabliert, dass das Projekt bald auch über die heimischen Grenzen hinaus fortgesetzt wird, wie Bauernberger uns erzählt.
Jeder Mantel ein Unikat
Die Anforderungen in diesen Bereichen sind so unterschiedlich, dass jeder neue Mantel auch eine neue Herausforderung darstellt. Klar, dass sich manche von ihnen ganz besonders einprägen. Die Arbeit an einem Mantel für die Lichtkünstlerin Siegrun Appelt zum Beispiel. „Siegrun war es besonders wichtig, einen Mantel für In- und Outdoor zu haben, der sie bei ihren Lichtinstallationen vor jedem Wetter und der Hitze ihrer Hochleistungsstrahler schützt. Besonders viel Zeit habe ich hier in die Materialrecherche investiert. Schlussendlich ist ein dunkelblauer Mantel mit separater Innenweste aus einem wasserfesten und feuerresistenten Stoff entstanden, der ursprünglich für Feuerwehrbekleidung entwickelt wurde. Einzelne Elemente an den Ärmeln und Taschen bestehen aus einem hochreflektierenden Material aus der Militärbekleidung. So ist Siegrun auch während ihrer Installationen bei Nacht immer sichtbar.“ Eine kuriose Wendung gibt es zum Schluss aber noch: Die Designerin selbst hat nämlich noch keinen eigenen Arbeitsmantel. Er existiert aber bereits in ihrem Kopf und wird „einfach nur simpel und praktisch“ sein, wie sie uns zu guter Letzt noch gesteht.