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Das beste aus beiden Welten

Text: Günther Bus Schweiger | Fotos: Bao Ngo

2018 SCHRIEB der „New Yorker“, dass es schwer sei, irgendetwas neues über das Genre des Indie-Pop zu sagen, da es eigentlich auserzählt sei. Dem ist wenig hinzuzufügen, denn egal aus welchen Land der Gitarren-Pop dröhnt, er ergeht sich meistens in den gleichen Formeln und dünne jungen Männer verzehren sich in der Liebe zu ihren lange ausgetüftelten Gitarrensounds. Der „New Yorker“ schrieb aber auch, dass Mitski an der Spitze einer Reihe von Frauen steht, die das Genre auf magische Weise wiederbeleben.

Auch das kann man so stehenlassen, denn wer sie schon einmal mit ihrer Band erlebt hat, der erkennt zwar Sounds und Melodielinien, aber die Intensität ist eine gänzlich andere. Mitski hat die Kontrolle über ihre Songs, ihre Posen und über die gesamte Performance. Und wenn alle großen Künstler Außenseiter sind, dann kann sie sich in eine große Reihe einordnen: Sie ging unter anderem in der Türkei und in der demokratischen Republik Kongo in die Schule, wechselte dank des Jobs des amerikanischen Vaters beim Außenministerium Länder und Kontinente und wusste natürlich, dass sie nie lange sesshaft bleiben würde und die aktuellen Freunde bald wieder Vergangenheit sein würden. Musikalisch hörte sie den japanischen Pop ihrer Mutter und die alten Folkways-Aufnahmen des Vaters. Sie lernte zuerst Klavier, bevor sie die Gitarre eroberte.

Mitksi_c_Bao_Ngo_2.jpgDas Spiel mit Identitäten beherrscht die heute 29-Jährige perfekt. In der Indie-Pop-Hymne „Your Best American Girl“ erinnert sie sicher nicht ohne Absicht an einen prototypischen Helden wie Tom Petty, sie legt das Gefühl des Songs auch als absolut mitsingtauglich aus. Wenn man dann aber genau hinhört, geht es genau darum, dass die Heldin des Songs sich bemüht, die kulturellen Auflagen der USA zu erfüllen, aber daran scheitert. Wie hier Form und Inhalt aufeinanderprallen und sich dann doch so großartig wie hinterfotzig ergänzen, zeigt, welche Tiefe Mitski zu bieten hat.

Im Rahmen der „European Summer Tour“ kommt Mitski endlich zu einem Besuch nach Wien. Ihre Auftritte in Europa finden noch in relativ kleinem Rahmen statt. Wer sie am 7. September in New York auf der Summer Stage im Central Park sehen möchte, ist auf den Schwarzmarkt angewiesen, denn dieses Heimspiel ist schon ausverkauft.

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Mitski: Be The Cowboy (Dead Oceans Records)

Live: 13. August, Flex Wien

15. August, Heimathafen Neukölln Berlin

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