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Das Zeug zur Macht

Text: Michael-Franz Woels | Fotos: Blickfang

Das Zeug zur Macht ist der Wiedereindeutschungsversuch des Wortes „Design“ von Peter Sloterdeijk. Eine Verknüpfung der Kritischen Theorie, die ja im wesentlichen eine philosophische Machtkritik gewesen ist, mit dem heideggerschen Begriff des „Zeug“ in phänomenologischer Tradition für alltägliche Dinge, die uns zuhanden sind. Ein zweidimensionales Beispiel eines gelungenen Design-Gegenstandes, der zwei ungewöhnliche Dinge zur Verschmelzung bringt, um ein neues Drittes entstehen zu lassen. Im Laufe der nächsten paar tausend Zeichen werden uns noch weitere Wortschöpfungen aus dem Geiste dieses Philosophen begleiten.

Die Design-Verkaufsshow blickfang macht zum zehnten Mal in Wien halt und bietet diverses Souveränitätszubehör, wie der bereits erwähnte Sloterdeijk solcherlei Zeugs zur Macht in all seinen Facetten wohl auch bezeichnen würde. Oder er würde auch in seinen trendsicheren Schnauzbart schnaufen: „Design ist ein Kompetenzparadox, das zur Kompensation von Inkompensa-tion für die adaptionsbereite Biomaschine Mensch dient.“

Die Jubiläums-Ausgabe der Wiener Messe – andere Standorte von blickfang finden sich in Stuttgart, Basel, Zürich, Kopenhagen und Hamburg – wartet mit obligatorischem Sonderprogramm auf: blickfang selected ist eine kuratierte Sonderschau für Design-Talente. Die Produktdesignerin Silvia Terhedebrügge aus Berlin, der Produktdesigner Tim Mackerodt aus Kassel, die Schmuckdesignerin Amina Agueznay aus Marokko und das Londoner Designstudio silo sind vertreten. Das multidisziplinäre Designstudio silo wurde vom diesjährigen blickfang-Kurator, Sebastion Wrong, in die Sonderschau geholt. Um jetzt wieder einmal sloterdeijksches Gedankengut einzuklöppeln hier folgender Erkenntnisgewinn: „Individualismus schafft das psychosoziale Reizklima, das die Souveränität der einzelnen zugleich provoziert und annuliert. Im Rahmen der dramatischen Entfaltung dieser Verlegenheit findet das Prinzip Design seinen Ort im System.“

Mehrere Awards warten wieder auf ihre Vergabe: Der MINI Design Award wird in den Kategorien Möbel- und Produktdesign sowie Mode und Schmuck von diversen Design-Expertinnen und Experten vergeben. Neben den Produkten fließt auch das Standkonzept in die Bewertung ein. Begehrt ist auch der MAK Design Shop Award, da er auch klare Verkaufsvorteile mit sich bringt. Die prämierten Produkte werden während der laufenden Saison, aber bis mindestens Februar 2014 ins Sortiment des MAK Design Shops aufgenommen. Die Auswahl wird von dessen Leiterin Ewa Esterhazy vorgenommen. Erwähnter Philosoph weiß über Rituale, wie sie ja auch alljährliche Award-Veranstaltungen darstellen: „Rituale lassen den existenziellen Boden unter den Füßen spüren, Riten sind der Stoff, aus dem die Koherenz der Welt gemacht ist.“ Und ausserdem: „Extra ritum nulla salus – Außerhalb des Rituals gibt es kein Heil.“ Deshalb, wie alle Jahre wieder, auf zu „Blickfängen“ im MAK.

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