Kein anderer Schriftsteller hat es verstanden, die Stimmung einer Ära so zu treffen wie F. Scott Fitzgerald. Seine Romane und Kurzgeschichten thematisieren zumeist das Spannungsfeld zwischen dem zügellosen Hedonismus der zwanziger Jahre und dem Gefühl der inneren Leere, die sich unter den Vertretern der verlorenen Generation nach dem Ersten Weltkrieg auszubreiten begann. Fitzgerald, dessen Arbeiten oft stark autobiographisch gefärbt sind, repräsentierte durch Leben und Werk geradezu prototypisch sowohl die Ära des Jazz-Age als auch die so genannte „Lost Generation“, neben Ernest Hemingway, William Faulkner und John Dos Passos ist er einer der bedeutendsten Autoren der amerikanischen Moderne.
„The Great Gatsby“ aus dem Jahr 1925 zählt dabei zu Fitzgeralds bekanntesten Veröffentlichungen. Im Mittelpunkt des Romans steht Jay Gatsby, ein Millionär, der sich seinen Reichtum auf ein wenig undurchsichtige Weise zu verschaffen wusste und durch seine ausschweifenden Feste in seiner Villa auf Long Island zum Fixpunkt der New Yorker Schickeria geworden ist. Doch Gatsby bleibt trotz all dieser Festivitäten im Grunde ein zutiefst einsamer Mann, der vor allem seiner großen Liebe Daisy nachtrauert. Obwohl diese zwischenzeitlich einen anderen geheiratet hat, lässt Gatsby nicht unversucht um Daisy zurückzugewinnen – doch seine tiefen Gefühle für diese Frau werden Jay Gatsby auf unvermutete Weise zum Verhängnis.
F. Scott Fitzgeralds großes Sitten- und Zeitenbild war bereits mehrfach Gegenstand filmischer Adaptionen, eine erste Stummfilmfassung entstand bereits 1926, jene von 1974 mit Robert Redford in der Titelrolle dürfte die bislang bekannteste sein.
Nun versucht sich Baz Luhrmann an einer neuen Interpretation des Stoffs. Mit seiner extravaganten Version von „Romeo and Juliet“ machte Luhrmann, der in seiner australischen Heimat davor Opern und Musicals inszeniert hatte, als Filmregisseur international auf sich aufmerksam, in Moulin Rouge, einem fulminanten Mix aus Musical, Drama und Kostümfilm porträtierte Luhrmann das Paris in der Periode des Fin de siècle mittels popkultureller Versatzstücke. Für seine opulente, bildmächtige Verfilmung von Fitzgeralds „The Great Gatsby“ – mit der das diesjährige Festival von Cannes eröffnet wird – konnte Baz Luhrmann Leonardo DiCaprio für die Hauptrolle verpflichten, die Rolle seines Love Interests hat Carey Mulligan übernommen. Popkulturelle Elemente hat Luhrmann erneut in seine Inszenierung einfließen lassen, beinhaltet er Soundtrack doch Songs von Lana Del Rey, Beyoncé und Bryan Ferry.
Der grosse Gatsby / The Great Gatsby 3d
Literaturadaption, USA/Australien 2013 ~ Regie Baz Luhrmann
Drehbuch Baz Luhrmann, Craig Pearce nach F. Scott Fitzgeralds Roman
Kamera Simon Duggan Schnitt Matt Villa, Jason Ballantine, Jonathan Redmond
Musik Craig Armstrong Production Design, Kostüm Catherine Martin
Mit Leonardo DiCaprio, Tobey Maguire, Carey Mulligan, Joel Edgerton, Isla Fisher,
Jason Clarke, Adelaide Clemens, Callan McAuliffe, Amitabh Bachchan
Verleih Warner Bros., 142 Minuten
thegreatgatsby.warnerbros.com
Kinostart 17. Mai 2013