Dass er Ikonen der Populärkultur kongenial auf die Leinwand zu bringen versteht, hat Sam Raimi mit seiner Spider-Man-Trilogie hinlänglich bewiesen, zählen diese Filme doch zu den besten Comic-Adaptionen der vergangenen Jahrzehnte. Der richtige Mann also, um das Wagnis einzugehen, sich an einer neuen Interpretation eines Klassikers wie The Wizard of Oz (1939) zu versuchen. Angesichts seines Debütfilms hätte allerdings kaum jemand Sam Raimi als Kandidaten dafür gehandelt, eine Version von L. Frank Baums beliebtem Jugendbuchklassiker, auf dem jener berühmte Film mit Judy Garland aus dem Jahr 1939 basiert, zu verfilmen. Der mit geringem Budget produzierte Horrorfilm The Evil Dead (1981) erlangte zwar schon bald unter Fans des Genres Kultstatus, war aber wegen seiner heftigen Splatterszenen auch recht umstritten. Trotz seiner Anfangserfolge machte es sich Raimi in dieser Nische keineswegs bequem und erwies sich in Folge mit sehr unterschiedlichen Sujets als einer der spannendsten Regisseure des US-Kinos. Die Vielseitigkeit Raimis zeigte sich anhand so schöner Arbeiten wie dem bitterbösen Noir-Krimi A Simple Plan (1998), dem Sport-Drama For the Love of the Game (1999) oder dem Mysterythriller The Gift (2000). Die erwähnten Spider-Man-Filme etablierten Sam Raimi endgültig als einen der großen Player in Hollywood. In Oz the Great and Powerful (Kinostart 7. März) erzählt Raimi nun die Vorgeschichte des titelgebenden Zauberers. Der ist ein Jahrmarktillusionist namens Oscar Diggs (gespielt von James Franco), der durch einen Wirbelsturm aus dem Kansas des Jahres 1905 mitten ins magische Land Oz befördert wird. Dort wird Oscar für den laut einer Prophezeihung lange erwarteten Zauberer gehalten, der die in Oz vorherrschendenTurbulenzen – Resultat eines erbitterten Machtkampfs zwischen drei Hexen in den Gestalten von Michelle Williams, Rachel Weisz und Mila Kunis – glätten soll. Weil Oscar Diggs sich in der ihm zugedachte Rolle durchaus gefällt, lässt er den Irrtum ganz gern auf sich beruhen. Doch nach einigen Irrungen sieht er sich mitten in diesem Machtkampf mit mächtigen Kräften konfrontiert – und weil Oscar ja keine wirklichen Zauberkräfte hat, muss er seine besten irdischen Tricks hervorkramen. Sam Raimi hat die Welt von Oz als grandiose Mischung aus Referenzen an das Original und bildgewaltigen, mit Liebe zum Detail gestalteten CGI-Effekten generiert. Die klassische Auseinandersetzung zwischen den Kräften des Guten und des Bösen verwandelt der Filmmagier Sam Raimi in eine stimmige Metapher auf die Kraft kinematographischer Bilder.