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DESERT POWER

Regisseur Denis Villeneuve beweist mit „Dune: Part Two“ endgültig: Seine Filme sind derzeit das Beste, was episches Science-Fiction-Kino zu bieten hat.

Foto: Warner Bros.

„This is only the beginning“, weist Chani (Zendaya) am Ende von Teil eins den Weg, und es stimmt vielfach: Einerseits entfesselt erst Dune: Part Two die vollständige Kraft der Wüste, Paul Atreides (Timothée Chalamet) lernt die Lebensweise und Fähigkeiten der Fremen, seine Mutter nimmt eine besondere Stelle in der spirituellen Ordnung des Volkes ein. Während sich Chani und der von immer mehr Fremen als Erlöser angesehene Paul, mittlerweile mit den Namen Muad’Dib und Usul, nicht nur für die Sache, sondern auch in einer Liebesbeziehung verbinden, verfolgt Jessica als neue „Reverend Mother“ kompromisslos höhere Ziele. Die Feinde der Fremen holen indessen zu immer erbarmungsloseren Schlägen gegen die widerstandsfähigen Einheimischen aus. Andererseits lässt auch hinsichtlich der filmischen Intensität Denis Villeneuves zweiter Teil der Sci-Fi-Mythos-Neuauflage den vorangegangen Dune (2021) noch ein Stück weit hinter sich – so unwahrscheinlich das klingen mag.

Schon mit Arrival (2016) hat Denis Villeneuve, bis dahin in verschiedenen Ausformungen von packendem Thriller und an die Substanz gehendem Drama beheimatet, einen hervorragenden Science-Fiction-Film realisiert, dem es gelang, sowohl die Kritik zu begeistern als auch ordentlich die Kassen klingeln zu lassen. Für die Regie der heiklen Kult-Fortsetzung Blade Runner 2049 (2017) wurde er sogar schon vor diesem Erfolg ausgewählt; seine Verantwortung, Frank Herberts Romanreihe zu neuem Leben auf der Kinoleinwand zu erwecken, wurde dann bereits Ende 2016 bestätigt. Villeneuve versteht es in all diesen Filmen, dem Stoff eine audiovisuelle Wucht – auch die Tonebene ist immens wichtig – zu verleihen, der man sich schlicht nicht entziehen kann, und gesteht dabei seinen Heldinnen und Helden trotz ihrer Besonderheit auch das Mensch-Sein zu – ihre Fehler, ihre Zweifel und ihre Zerrissenheit.

Dune: Part Two zeigt sich noch einmal als perfektionistische Steigerungsform von Spektakel und wird, obwohl das Mehr an Handlungssträngen manchmal zwangsläufig oberflächlich abgearbeitet werden muss, weder jemals unübersichtlich noch langatmig. Geradezu verstörend wird die fundamentalistische Gesinnung der im Süden lebenden Fremen hochstilisiert, wobei die nötige Balance geboten wird, um – allen voran in der Figur der Chani – zu verdeutlichen, dass auch die Fremen keine homogene Volksgruppe darstellen, sondern sich unter ihnen einige finden, die mit ultra-religiösem Prophezeiungs-Kult nichts zu tun haben wollen. Für die nie leichte Aufgabe, einen neuen Schurken einzuführen, lässt Villeneuve zwischendurch eine ganze Sequenz in hypnotisch-scharfes Schwarz-Weiß gießen; der unbarmherzige Planet Arrakis fasziniert in seiner oft großspurigen Darstellung ebenso wie die Hingabe an Material-Details. Was nach fast drei Stunden bleibt, ist kein Wohlgefühl (wer die Geschichte kennt, weiß wieso), sondern Berauschtheit.

 

DUNE: PART TWO
Science-Fiction, USA 2024
Regie: Denis Villeneuve Kamera Greig Fraser Musik Hans Zimmer
Mit: Timothée Chalamet, Florence Pugh, Rebecca Ferguson, Zendaya, Léa Seydoux, Austin Butler, Josh Brolin, Javier Bardem, Stellan Skarsgård, Christopher Walken, Dave Bautista, Charlotte Rampling
Verleih: Warner Bros.

 

| FAQ 74 | | Text: Jakob Dibold
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