Bevor der Frühsommer die Aktivitäten wieder in die frische, aber unverlässliche Luft der kommenden Hitzewellen verlegt, kann sich der Konzertbesucher im ausklingenden Winter und beginnenden Frühling noch auf das Regionalklima des jeweiligen Konzertsaals verlassen. Im Rahmen einer ausgedehnten Tour durch Deutschland, Österreich und die Schweiz lassen es die Salzburger Spacerocker Steaming Satellites am 13.3. im Wiener WUK krachen. Manisch getriebener Rhythmus der guten alten Schule der Monks trifft auf einen Großcousin von Sun Ra und das alles wird noch mit jugendlichem Wahnsinn multipliziert. Das garantiert eine hohe Raumtemperatur und den Genuss einer Band, die sich ihren Teil am globalen Musikkuchen nehmen wird, auch deswegen weil das Jammern über Standortnachteile nicht zu ihrem Vokabular gehört. Zwei Tage später sind die drei in Innsbruck im Weekender zu sehen, und am 16. 3 im Salzburger Rockhouse.
Wer einen Berlinaufenthalt vor sich hat, für den wird am 21.3 in Comet Club der Wahnsinn zelebriert. Einer, der beim Stichwort Wahnsinn auch die eine oder andere Episode beisteuern kann, ist Adam Green. Nachdem er es in der ersten Hälfte der Nullerjahre mit seinem treuherzigen Blick und Songs wie „Emily“ zum Idol der heranwachsenden alternativen Jugend gebracht hat, viel er trotz Veröffentlichung seiner wirren Gedichte bei Suhrkamp in ein Loch, dass er jetzt nüchtern wieder verließ. Es gibt keine Geschichten von traurig torkelnden Auftritten mehr, dafür ein mehr als gutes Duettalbum mit der Sängerin Binki Shapiro, das am 28.3. im Mittelpunkt des Konzerts im Flex stehen wird. Es ist zu erwarten, dass Green endlich kapiert hat, dass es verdammt Schade wäre, sein Talent zu vergeuden und seine Wiedergeburt mehr als freudig zelebrieren wird. Als Bonus kommt hier dazu, dass hier endlich einmal nicht nur mit Duettvorlagen aus den Sechzigern gespielt wird, sondern Abzweigungen genommen werden, ohne dass der Charmefaktor verloren geht.
Dass Tocotronic am 9.4. ihre alte Wirkungsstätte Arena verlassen und das Konzert eine U-Bahnstation weiter im Gasometer stattfinden wird, sei hier nur kurz erwähnt. Wahres Sentiment erwartet die Zuhörer am 11.4. im Porgy & Bess, wenn John Grant die Bühne betritt. Der frühere Hauptsongwriter der Kritikerlieblinge The Czars eroberte mit seinem Solodebüt „Queen of Denmark“ nach jahrelanger Abwesenheit England im Sturm. Seine forcierten Balladen betreten Neuland, verlassen aber doch nie das Songformat und stehen in der aktuellen Musiklandschaft als Fels in der Brandung der endlosen Mittelmäßigkeit. Piano und Stimme kratzen selten so nahe an der Wahrheit wie bei John Grant, der seine Zelte aktuell in Island aufgeschlagen hat.
Die Wahrheit über Sinead O’Connor hat viele Gesichter, aber das soll an dieser Stelle egal sein. Die unfreiwillige irische Ikone geht nach Jahren persönlicher Krisen auf Unplugged Tour und wenn eine Ausnahmestimme wie sie wieder auf der Bühne steht, dann ist das immer eine Empfehlung wert. Nicht verschwiegen soll werden, dass die einschlägigen Videoplattformen eine Könnerin wieder auf der Höhe ihrer Kunst zeigen und das reduzierte Format der Stimme den Platz einräumt, den sie verdient. Und natürlich ist das Geschenk von Prince, „Nothing Compares 2U“ auch zu hören. Die Vorrausetzungen für einen spannenden Abend am 28.4. im mondänen Rahmen des Wiener Konzerthauses sind auf jeden Fall gegeben.