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Die Stunde der Komödianten

Text: Schuler Bettina | Fotos: Twentieth Century Fox

Ein bisschen muss man an den Super-helden Mister Manhatten aus der Graphic Novel „Watchmen“ denken, wenn Riggan Thomson (Michael Keaton) zu Beginn des Filmes wie ein erleuchteter Yogi über der Erde schwebt. Vielleicht auch, weil dieser ebenso wie Riggan, der in seiner Rolle als Superheld „Birdman“ einst ein Kassenmagnet war, mehr an sich selbst und seinen Fähigkeiten, denn an der Rettung der Welt interessiert ist.

Was im Fall von Riggan bedeutet, dass er endlich als Schauspieler und Künstler ernstgenommen werden will. Und wo könnte er das besser erreichen als am Broadway? Doch da, auch wenn das nie ausgesprochen wird, kein anderer bereit ist, ihn zu besetzten – außer natürlich für „Birdman IV“ -, ergreift er kurzerhand selbst die Initiative und versucht als Autor, Regisseur und Hauptdarsteller in Personalunion eine Theater-Adaption der Kurzgeschichte von Raymond Carvers „What We Talk About When We Talk About Love“ auf die Beine zu stellen. Auch wenn er weiß, dass er damit sowohl seine finanzielle als auch berufliche Zukunft aufs Spiel setzt.

Dafür ist er bereit, über Leichen zu gehen. Weshalb er auch ohne schlechtes Gewissen für seinen unfähigen Hauptdarsteller einen Unfall inszeniert, der auch tödlich hätte ausgehen können, ihn zum Glück jedoch nur soweit verletzt, dass er für die Premiere nicht mehr fit wird. Genau wie Riggan es eben plante. Als Retter in der Not springt der ungestüme Method Actor Mike Shiner (Edward Norton) ein, der alles verkörpert, was Riggan gerne wäre: belesen, im künstlerischen Sinne exzentrisch und sowohl bei den Zuschauern als auch den Kritikern beliebt. So kommt es, wie es kommen muss: Die beiden liefern sich einen künstlerischen Wettkampf, der ein Hochgenuss für den Zuschauer ist. Denn die Hauptdarsteller liefern sich ein schauspielerisches Duell wie es beeindruckender nicht sein könnte und mit dem Edward Norton im nächsten Jahr endlich einen Oscar als Bester Nebendarsteller bekommen könnte.

Vollständiger Artikel in der Printausgabe.    

Birdman or (The Unexpected Virtue of Ignorance)

Tragikomödie, USA 2014 – Regie Alejandro González Iñárritu

Drehbuch Alejandro González Iñárritu, Nicolás Giacobone, Alexander Dinelaris, Jr.,

Armando Bo Kamera Emmanuel Lubezki Schnitt Douglas Crise, Stephen Mirrione 

Musik Antonio Sánche Production Design Kevin Thompson Kostüm Albert Wolsky

Mit Michael Keaton, Edward Norton, Amy Ryan, Emma Stone, Naomi Watts,

Zach Galifianakis, Andrea Riseborough

Verleih 20th Century Fox, 119 Minuten

Kinostart 30. Jänner 2015 

www.birdmanthemovie.com

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