Wenn man Gründe zum Feiern sucht, wird man welche finden. Ein Grund wäre zum Beispiel, dass es die Ramones gegeben hat, sie mit ihren vier Akkorden eine neue Welt erschaffen haben und trotz teilweise bitterer Lebensverhältnisse und persönlicher Reibereien, die Band am Leben hielten, solange es möglich war. Von den millionenfach verkauften T-Shirts sahen sie kaum einen Dollar, aber „Blitzkrieg Pop“ oder „Sheena Is a Punk Rocker“ haben eine unglaubliche Zahl von Herzen erreicht. Sie sind und bleiben Monumente der Klarheit. Man kann all die Jahre feiern, in denen Lemmy Kilmister mit Motörhead durch die Kontinente gezogen ist und mit robuster Sturheit und donnernder Lautstärke seine Werte für zumindest 90 Minuten an die ihn anbetenden Massen weitergegeben hat. Oder man schaut nicht in die Vergangenheit und feiert die Gegenwart. Und schon sind wir bei Shonen Knife. Ihre Vision und ihre Kondition sind mit ihren Vorgängern vergleichbar. Die Japanerinnen rund um Songwriterin Naoko ziehen noch immer durch die Konzertbühnen und -keller der Welt und veröffentlichen im Dreijahresabstand neue Platten. Sie machten sich mit den Sessions für John Peel und ihrem Cameo bei Bevis and Butthead unsterblich und es ist eine Sünde der Simpsons-Macher, dass sie diesen Ikonen bis heute keinen Gastauftritt gegönnt haben. Und das bei einer Band, die das Label „Kult-Pop-Punk-Trio“ völlig verdient vor sich her trägt und der der Bierernst mancher männlicher Kollegen vollkommen fremd ist. Kurz vor dem Erscheinen ihres neuen Albums „Sweet Candy Power“ am 5. Juni begeben sich Shonen Knife auf eine ausgiebige Europatournee, die mit Auftritten beim Primavera-Festival in Barcelona und beim „This-Is-Not-A-Love-Song“-Festival in Nimes ausklingen wird. Nach einem kurzen Heimatbesuch in Osaka steht dann eine Tour durch Großbritannien an. Fans und die, die es hoffentlich noch werden, brauchen sich vor großen Änderungen im Universum von Shonen Knife auch auf den neuen zehn Songs nicht zu fürchten. Die traditionelle Coverversion ist diesmal eine charmante Retroversion des Tommy-Roe-Hits „Dizzy“, die weiteren Songs widmen sich dann ihren Kernthemen Party und Spaß. Aber sie wären nicht diese legendäre Band, wenn sie ihr selbst entworfenes Klischee nicht mit „My Independent Country“ auch gleich wieder brechen würden.
Shonen Knife gehen seit Jahrzehnten ihren Weg der einfachen Mittel, der großen Wirkung und des mehr als höflichen Lachens. Eine Karriere, von der andere nur träumen können.
Shonen Knife: Sweet Candy Power (Good Charamel Records)
Live: 11.5. München, Milla; 12.5. Prag, 007 Club; 13.5. Wien, Chelsea