Im Œuvre von Kore-eda Hirokazu nimmt Familie samt den damit verbundenen Beziehungsgeflechten und (Dys-)Funktionalitäten einen zentralen Platz ein. Eine Familie – wenngleich eine höchst unkonventionelle – steht auch im Mittelpunkt seines neuen Films Shoplifters. Die lebt in einem kleinen Haus irgendwo in Tokio, doch inmitten der glitzernden Metropole ist jeder Tag für sie ein harter Existenzkampf. Um lebensnotwendige Dinge wie Essen zu erlangen, müssen Vater Osamu und sein etwa zehnjähriger Sohn Lebensmittel stehlen. Doch trotz dieser bedrückenden Situation herrscht innerhalb der Familie ein fester Zusammenhalt, die eigene Armut verhindert nicht, dass sich alle ein gesundes Maß an Empathie bewahrt haben. Als Vater und Sohn nach einem ihrer Beutezüge ein kleines Mädchen entdecken, dass offenbar auf einem Balkon absichtlich ausgesperrt wurde, zögern sie nicht, die kleine Yuri aus ihrer misslichen Lage zu befreien und in ihr kleines Heim mitzunehmen. Als die Familie feststellt, dass das kleine Mädchen länger Hilfe braucht, entschließt man sich kurzerhand, sie aufzunehmen. Kore-eda Hirokazu hat sich mit Regiearbeiten wie Nobody Knows, Like Father, Like Son, Our Little Sister oder The Third Murder als einer der führender Autorenfilmer des Weltkinos und großer Humanist erwiesen. Seine Filme rücken oft das Private der Protagonisten in den Vordergrund, legen aber auch auf ebenso subtile wie unmißverständliche Art und Weise die Schwach- und Bruchstellen der japanischen Gesellschaft frei. Shoplifters ist ein beeindruckendes Beispiel dafür und wurde verdientermaßen bei den diesjährigen Filmfestspielen von Cannes mit der Goldenen Palme ausgezeichnet.
Shoplifters / Manbiki kazoku
Drama, Japan 2018 – Regie, Drehbuch, Schnitt Kore-eda Hirokazu
Kamera Ryoto Kondo Musik Hosono Haruomi
Mit Lily Franky, Ando Sakura, Kirin Kiki, Matsuoka Mayu,
Ikematsu Sosuke, Kairi Jyo, Sasaki Miyu
Kinostart 28. Dezember