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FAQ37 DVD Selection

Text: Jörg Schiffauer | Fotos: Press
Macbeth © Arthaus/Studiocanal

Die Mechanismen der Macht zählen zu den zentralen Motiven in William Shakespeares Werk. Diese Mechanismen und der Missbrauch vom Macht wird nirgends deutlicher als in „Macbeth“. Justin Kurzel hat sich an eine filmische Adaption der Tragödie um den schottischen Heerführer, der seinen König ermordet, um selbst den Thron zu besteigen und schließlich Opfer seiner eigenen Machtgier zu werden, gewagt. Kurzel hat die Vorlage als auf den Kern reduziertes Drama in Szene gesetzt, das bildgewaltig, mit geradezu archaischer Kraft, die immer noch bestechende Gültigkeit von William Shakespeares finsterer Tragödie klar darzulegen versteht. Kurzel hatte dafür ein exzellentes Schauspielerensemble zur Verfügung, das Shakespeares Sprache zu meistern versteht. Michael Fassbender verkörpert Macbeth, in der Rolle seiner Frau, die als sein böser Geist einen wesentlichen Anteil an seiner Machtgier hat, überzeugt Marion Cottillard.

Als eine Figur wie aus einem Shakespeare-Drama zeichnet Regisseur Danny Boyle den Protagonisten in Steve Jobs. Boyle wählt für sein ungewöhnliches Biopic, mit dem er sich der ebenso ambivalenten wie legendenumwobenen Persönlichkeit des Mitbegründers und Masterminds von Apple nähert, eine Drei-Akt-Dramaturgie. Im Zentrum stehen dabei drei der legendären Produktpräsentationen, die Steve Jobs so meisterhaft zu inszenieren verstand und hier zu Schnittstellen seines beruflichen und privaten Lebens werden. Der in jeder Sequenz präsente Jobs – auch in dieser Rolle gibt Michael Fassbender eine Probe seines Könnens – wird dabei als genialer Entrepreneur und Vordenker des digitalen Zeitalters gezeigt, der jedoch im zwischenmenschlichen Bereich ziemlich erratisch zu agieren pflegt. Und gleich einem Charakter von William Shakespeare wird es mit der Zunahme der Macht auch immer einsamer um Steve Jobs.

1957 gelingt es dem FBI, mit der Verhaftung Rudolf Abels, eines der erfolgreichsten Agenten der Sowjetunion habhaft zu werden und vor Gericht zu bringen. Man stellt Abel jedoch mit James Donovan einen ebenso kompetenten wie engagierten Juristen als Verteidiger an die Seite, dem es gelingt, die Todesstrafe abzuwenden, auch wenn sein Einsatz von vielen Amerikanern als Verrat angesehen wird. Als einige Jahre später die Möglichkeit besteht, den sich in sowjetischer Gefangenschaft befindlichen Piloten Francis Gary Powers gegen Abel auszutauschen, wendet sich die Regierung an Donovan, um sich in der heiklen Mission seines Vermittlungsgeschicks zu bedienen. Er reist in das geteilte Berlin, um den Austausch vorzubereiten. Steven Spielberg hat die auf wirklichen Begebenheiten basierende Geschichte aus der Zeit des Kalten Kriegs aufgegriffen und mit Bridge of Spies einen brillanten Politthriller als stimmige Reminiszenz an das Holly-wood-Kino klassischen Stils in Szene gesetzt. Mit der Figur des Anwalts Donovan – von Tom Hanks kongenial verkörpert –, der über ideologische Grenzen hinweg gegen alle Widerstände seinen Prinzipien treu bleibt, knüpft Bridge of Spies zudem an die Tradition des Message Cinemas an. Mark Rylance wurde für seine grandiose Darstellung des Rudolf Abel verdientermaßen mit dem Oscar ausgezeichnet.

Als klassisches Beispiel für erwähntes Message Cinema, das relevante gesellschaftspolitische Themen mit Mitteln des qualitativen Genrekinos aufzubereiten versteht, gilt Birdman of Alcatraz aus dem Jahr 1962. Basierend auf der wahren Lebensgeschichte von Robert Stroud, der beinahe sein ganzes Leben in Gefängnissen verbringen musste, wirft Regisseur John Frankenheimer einen kritischen Blick auf das gnadenlose Justiz- und Strafsystem der USA. Burt Lancaster liefert mit der Darstellung des Robert Stroud, der sich trotz rigider Haftbedingungen autodidaktisch zu einem Experten der Ornithologie entwickelte, eine der besten Leistungen seiner herausragenden Karriere ab.

 

Macbeth

Arthaus/Studiocanal

108 Minuten, bereits erschienen

Steve Jobs

Universal Pictures Home Entertainment

117 Minuten, bereits erschienen

Bridge of Spies – Der Unterhändler

20th Century Fox Hme Entertainment

143 Minuten, erscheint am 12. Mai

Der Gefangene von Alcatraz / Birdman of Alcatraz

Concorde Home Entertainment

142 Minuten, erscheint am 24. Mai

| FAQ 37 | | Text: Jörg Schiffauer | Fotos: Press
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