Es gibt kaum ein Fashion-Label von Rang, das noch nicht mit Mert Alas und Marcus Piggott zusammengearbeitet hat: Giorgio Armani, Roberto Cavalli und Yves Saint Laurent finden sich ebenso unter den Auftraggebern des Duos wie Fendi, Miu Miu oder Givenchy. Doch nicht nur die maßgeblichen Firmen der Modebranche, auch Prominente wie Kate Moss, Björk, Lady Gaga oder Madonna setzen auf die Bildermagie und die stilistische Beratung von Alas und Piggott.
Dass die beiden sich fanden, verdanken sie auch ihrem Hang zu wilden Partys: Der gebürtige Türke Mert Alas, der 1994 sein Heimatland verließ, weil er dort seine Homosexualität nicht leben konnte, und der gebürtige Waliser Marcus Piggott lernten sich im britischen Nachtleben der Neunziger kennen und lieben. Über die Feierlust hinaus verband sie aber auch die Leidenschaft für Mode, Fotografie und Kunst. Der Durchbruch kam schnell: Bereits die ersten gemeinsamen Fotografien wurden vom einflussreichen Stylemagazin „Dazed & Confused“ aufs Cover gehoben. Das Liebes- und Kreativteam gründete die Agentur „Mert & Marcus“ – und war von Beginn an ausgebucht.
Die Popularität des Alas/Piggott-Stils speist sich einerseits aus digitaler Bildbearbeitung, die mittels abstrakter Effekte Kontrapunkte setzt, andererseits aus der Verarbeitung diverser Stile, darunter Surrealismus und Symbolismus. Im Mittelpunkt der Bilderwelten, die auch Vorbildern wie Helmut Newton oder Guy Bourdin Reverenz erweisen, stehen Frauen, die ihre Sexualität selbstbewusst-distanziert einsetzen. Doch geht es um mehr als bloß die ästhetische Ablichtung von Models: Oft deuten sich in den Bildern Geschichten an, die der Betrachter in seinem Kopf weiterführen kann. Es sind Tableaus, die durch ihre starken Farben ebenso zur Geltung kommen wie durch ihren Anspielungsreichtum. In der Stilisierung ihrer Modelle zeigt sich dabei auch jener Post-Punk-Spirit, den Mert Alas und Marcus Piggott im Londoner Kreativ- und Nachtleben aufgesogen haben.
Es sind Fotos, die geradezu prädestiniert für eine Veröffentlichung in Form eines Bildbandes sind, und die in Zusammenarbeit mit Creative Director Giovanni Bianco entstandene, mit einem Vorwort von Charlotte Cotton versehene Limited Edition des Taschen-Verlags ist ein wahrer Prachtband geworden. Auf 300 Fotos verschwimmen die Grenzen zwischen Kunst und Lifestyle; Model-Ikonen wie Kate Moss („Mossy“ ist ein besonderer Liebling von Alas) und Naomi Campbell geben sich ein ebenso stilvolles und hintergründiges Stelldichein. Die visuelle Kraft eines Werks zwischen Glamour, Punk und Fotokunst wird hier gebührend gefeiert.
Charlotte Cotton
Mert Alas and Marcus Piggott
Hardcover in Schlagkassette, 408 Seiten
€ 500 (Subskriptionspreis bis 31.12.17)
Limitierte Collector’s Edition von 1.000 Exemplaren, jeweils nummeriert und signiert von Mert Alas und Marcus Piggott.
Ebenfalls erhältlich als zwei verschiedene Art Editions von jeweils 125 Exemplaren mit einem signierten Print.
Taschen, 2017