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Feuer und Eis

Text: Lena Style | Fotos: Anna Maggý

Die isländische Modeszene hat bereits einiges zu bieten. Das junge Label EYGLO bringt mit ihren selbstironischen Looks die Vulkaninsel gerade zum Brodeln.

Mode und Island. Zwei Begriffe, die man nicht unbedingt miteinander verbinden würde. Viel eher denkt man da an Kälte, imposante Landschaften oder Geysire. Doch deshalb ist die Insel noch lange kein weißer Fleck auf der modischen Landkarte. Denn in den letzten paar Jahren schießen hier nicht nur heiße Quellen, sondern auch einige heiße Newcomerlabels aus dem kargen Boden. Eines davon nennt sich EYGLO und konnte sich auch schon in unseren Breitengraden behaupten. Der Look? Auffällig, tragbar und gespickt mit einer großen Portion Selbstironie.

Eygló Margrét Lárusdóttir, die ihr Label im Jahr 2006 startete ist eine von sieben isländischen Designern, die zusammen den Concept Store „Kiosk“ in Reykjavik führen. Bereits das fünfte Jahr in Folge wurde dieser zum „best shop to buy local fashion design“ des Landes gekürt. Klar, dass alle Beteiligten mit vollem Einsatz dabei sind, schließlich soll die isländische Modeszene weiterhin wachsen und gedeihen. Für ihr Label verwendet Eygló am liebsten natürliche Materialien wie Seide und Wolle, die man direkt auf der Insel findet. Sie experimentiert mit Mustern, Oberflächen und Strukturen, die Schnitte bleiben dabei aber trotzdem alltagstauglich. Die Teile der aktuellen Kollektion entstanden in Zusammenarbeit mit dem isländischen Illustrator Asi Mar und zeigen fliegende Lippenstifte, Sportwagen und Federbälle. Dabei sind die Zeichen, die stark an Emojis erinnern, nicht die einzige Popkultur-Referenz. Das hellgrau-karierte Muster des Stoffs wird wohl jedem bekannt vorkommen, der schon mal ein Bild bearbeitet hat: Es ist das Hintergrundmuster von Photoshop. Dieses haben Designerin Eygló und Künstler Asi Mar nicht entfernt, sondern ironischerweise gleich beibehalten. Das war’s dann aber auch schon mit der Photoshop-Arbeit, das Lookbook wurde nämlich ganz unprätentiös mit der Sofortbildkamera geschossen – unretuschiert und schön überbelichtet. Hier hat man definitiv keinen Bock auf Hochglanz, und das ist auch gut so. Abgeschaut hat Eygló sich diese Attitüde bei den Meistern dieser Disziplin. Denn ihre Lehrzeit hat sie bei niemand geringerem als Bernhard Willhelm und Jeremy Scott absolviert. Und wer jetzt glaubt, dass die malerische Landschaft Islands die größte Inspiration für ihre Kleidung darstellt, der irrt. Als Quellen dafür durften bereits Dinosaurier, alte Hieroglyphen oder die Oberfläche des Mars dienen. Groß denken ist die Devise.

www.eyglocollection.com

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