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Formgebende Konturen

Text: Schernhuber Peter | Fotos: Press

Interieur-Designbeispiele rund um den Globus. Einfach und doch äußerst überzeugend.

Nymphenburg

Von Mexiko bis Hallstatt entfaltet das Angesicht des Todes seine betörende Faszination. Durch die Kulturgeschichte hindurch illustriert kein Objekt diese dunkle Anziehung kompakter als der Totenkopf. Memento Mori nennt die Porzellanmanufaktur Nymphenburg ihre Totenkopf-Skulpturen. Von der zeitlosen Schönheit des Todes erzählen die Artefakte, so die Tradtionswerkstätte. Vier einzelne Gussformen sind nötig, um die brüchige Miniatur zu formen – allein der Kiefer hat eine eigene Gussform. Memento Mori ist in unterschiedlichen Ausführungen erhältlich: Mal klettern Käfer über die Schädeldecke, mal schmückt ein Blumenkranz das Haupt. Death is not the end!

King of Sweden

Der finnische Archipel stand den Designer der schwedischen Online-Boutique Kings of Sweden Pate. Von einer „gezähmten Meereswelle“ ist die Rede – und tatsächlich legt das grazile Tischchen Ozean-Referenzen nahe. Der „Waves Table“ mag an eine Welle erinnern, letztlich ist er aber auch ein elegantes Stück Design und das ist gut so. Allzu überstrapaziert sind Möbelstücke, die zeitgleich ihre Vorlagen in Flora und Fauna nachzuäffen versuchen. Mit skandinavischem Geschick wurde dieser Strudel elegant umzeichnet.

Sebastian Zachl

Aussparung und Lücke sind die zwei Dominanten bei Sebastian Zachls Drahtlampen-Entwürfen. Der Lampenschirm wird auf seine formgebenden Konturen reduziert. Diese sind dafür umso prägnanter in knallbunten Farben ausgeführt. Lose sind vertraute Lampenformen noch erkennbar. Ein naheliegendes Zitat, sind Sebastian Zachls Lampen doch als Zusammenarbeit mit Donauer Lampenschirme entstanden. Die Vienna Design Week hat diese Kooperation ermöglicht und dem internationalen Trend zu Drahtlampen eine ganz besondere Spielart hinzugefügt.

Mokka lily

In Wien heißt der Espresso Mokka. Ursprünglich trug jene Kaffeesorte, die einst in der jemenitischen Hafenstadt al-Mucha (Mokka) verschifft wurde, den Namen der Stadt. Daher rührt auch die Wiener Bezeichnung. Schwarztee wiederum wird nicht nur im Jemen traditionell in Gläsern und auf Messing-Tableaus genossen. Die satte Cognac-Farbe eines exakt gezogenen Schwarztees komplimentiert so den Genuss. Diese Tradition bemüht das Wiener Designteam Kim+Heep bei ihrem Entwurf einer Tee- und einer Mokkatasse für die Wiener Traditionswerkstätte J&L Lobmeyr. Zwei wichtige Orte der Kaffeekultur finden in einer Tasse zueinander. Besonders die Mokkatasse beeindruckt: Historische Steilvorlage war Josef Hofmanns „Patrician“-Service von 1917. Das glockenförmige Glas kommt auf einer tiefen Metalluntertasse daher. Messing mit massiver Echtvergoldung. Gefertigt in der Werkstätte von Lobmeyr. Befüllt mit einem dampfend heißen Mokka entsteht, ausgehend vom pechschwarzen Kaffee, ein perfekt abgestimmtes Farb-Ensemble aus Gold-, Braun-, und Cognac-Tönen.

DANTE Goods And Bads

Den „nächst besten Dandy“ besingt die Band Ja, Panik! Nicht für den Durchschnitt, sondern für die edelsten aller Bon Vivants sind die dunklen und hocheleganten Entwürfe von Dante – Goods And Bads. So auch der komfortable Stuhl El Santo Libre, der zum Verweilen, Flanieren und Genießen einlädt . Aus einem Stück ist die Schale des Stuhls geformt. Tief versunken wäre wohl ein Old Fashioned das passende Getränk. Das dunkle Muster der Kilim-Ausführung erinnert an exotische Patterns, an Weltgeist und Möbel abseits bloßer Zweckverbundenheit.

Etienne Meneau

Es gibt vielerlei Möglichkeiten Wein in Form zu bringen. Strange Carafe hebt sich von der Vielzahl pseudoorigineller Interpretationsversuche der klassischen Wein-Carave gewieft ab. Etienne Meneau lässt den Wein zurück in die Reben laufen. Seine Interpretation einer Wein-Karaffe erinnert an einen mächtigen Wurzelstock. Ist vor allem der Rotwein erst einmal in die „komische Carafe“ geflossen, mutiert das Wurzelgewebe in eine elegante Koralle. Auch ungefüllt ist „Strange Carafe“ ein markantes Stück Interior Design.

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