Wenn die Sehnsucht nach Sonnenstrahlen langsam gesättigt ist, die Tage nicht mehr ganz so lang sind und die Auslastung der Freibäder sinkt, klingt auch die Open-Air-Saison allmählich aus. Doch zu einem Zeitpunkt, an dem die Veranstalter schon an die Planung für 2019 denken, hat das Festivaljahr in Österreich noch einen Kracher gegen den Sommerblues zu bieten. Das Frequency Festival in St. Pölten, das heuer von 16. bis 19. August stattfindet, bedeutet nicht nur erhöhtes Verkehrsaufkommen (die Shuttlebusse zwischen Bahnhof und dem Festivalgelände werden gut ausgelastet sein) oder Rekordumsätze für den nahen Supermarkt. Es bedeutet vor allem ein Line-up, das sich tendenziell an die Jungen und Junggebliebenen richtet, sich in Wahrheit aber der Breite, dem Spaß und der Qualität verschrieben hat. Als große Konsensband für alle wurden die Gorillaz rund um Tausendsassa Damon Albarn verpflichtet. Deren Tage als Inkognito-Band sind vorbei und sie haben zuletzt beim Konzert in der vollen Stadthalle bewiesen, dass sie quer durch alle Stile generationenübergreifend begeistern können. Wenn dann noch ein ewiger Hit wie „Clint Eastwood“ angestimmt wird und Damon Albern sein Charisma auspackt, wird die Welt zumindest im Greenpark von St. Pölten für ein paar Minuten in Ordnung sein.
Imagine Dragons, Foto: Eliot Lee Hazel
Casper, Foto: Stephan Flad
Festivals sind unter anderem auch dazu da, um gute Laune zu verbreiten. Die Besucher lachen über sich selbst, über einsam herumstehende Menschen mit „Free Hugs“-Schildern oder einfach über das handwerkliche Ungeschick des Nachbarn, dessen Zelt einfach nicht stehen will. Zu dieser Friede-Freude-Eierkuchen-Stimmung passen wunderbar die Imagine Dragons, die auch einen Tag auf der Hauptbühne als Headliner beschließen werden. Sie tragen das Etikett „harmlos“ mit Stolz auf der Brust und schaffen es, mit ihren Liedern zu verbinden – eine Eigenschaft, die eine Band für große Festivals prädestiniert. Dazu kommen alte Bekannte, die man immer gerne sieht, darunter Casper, der deutsche Grenzgänger zwischen Pop und HipHop, und sein amerikanisches Gegenüber Macklemore. Für Mädchen und Buben mit Bewegungsdrang und Gold in der rauen Kehle gibt es Dropkick Murphys und Flogging Molly, die sicher wieder neue Fans gewinnen werden.
Feine Sahne Fischfilet, Foto: Andreas Hornoff
Und dann gibt es natürlich noch die Bands der Stunde. Eine davon ist „Feine Sahne Fischfilet“: Das sind Punks mit dem Herz am linken Fleck, die wohl auch von den Toten Hausen als Nachfolger betrachtet werden. Sie zeigen exemplarisch, dass sich simple Musik und differenzierte Botschaften wunderbar miteinander ausgehen. Gespannt darf man darauf sein, wie Käptn Peng & die Tentakel von Delphi auf der ganz großen Bühne funktionieren – prinzipiell ist ihren dichten Songs alles zuzutrauen. Die Vorzeichen für ein wahres Fest stehen jedenfalls gut.